Quiet Quitting – Der Gegentrend zur Hustle Culture

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22. Juni 2023
Isabella Beyer
Personal
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Quiet Quitting scheint der neue „Trend“ der Arbeitswelt zu sein: Laut einer Gallup-Studie aus 2022 sind 50 % der Arbeitnehmenden in den USA Quiet Quitter. Entgegen vieler Meinungen betrifft Quiet Quitting aber nicht nur die Generation Z.

Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Quiet Quitting definiert wird, welche Gründe dazu führen und wie Sie als Personaler Quiet Quitter erkennen und dagegen vorgehen können.

Definition Quiet Quitting: Was ist das eigentlich?

Das Quiet Quitting beschreibt eine Arbeitseinstellung, bei der Mitarbeitende „nur“ das erledigen, was in ihrem Arbeitsvertrag steht - Feierabend = Feierabend.

Aber Moment mal, das sollte doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, oder? Eigentlich schon, aber in der heutigen Hustle Culture, wo Überstunden, ständige Erreichbarkeit und eine nicht vorhandene Work-Life-Balance an der Tagesordnung stehen, ist der „Dienst nach Vorschrift“ für viele Arbeitnehmende eher die Ausnahme.

Quiet Quitter erledigen also ihren Job – nicht mehr und nicht weniger. Sie gehen zwar keine Extrameile in Form von Überstunden oder Mehrarbeit, sie nehmen ihren Job aber dennoch ernst und erledigen ihn sorgfältig.

Achtung: Das Quiet Quitting darf nicht mit der inneren Kündigung verwechselt werden. Bei der inneren Kündigung haben Mitarbeitende bereits innerlich ihrem Job den Rücken gekehrt – nur auf dem offiziellen Papier ist dies noch nicht geschehen. Sie erbringen dann nur noch so viel Leistung, um nicht gekündigt zu werden – in vielen Fällen also noch weniger als das Minimum.

Gründe: Was führt zu Quiet Quitting?

Besonders junge Menschen scheinen häufig dem Quiet Quitting zu verfallen. Doch warum ist das so?
 

6 mögliche Gründe für Quiet Quitting:
 

  1. Perspektivlosigkeit: Der Traum vom Eigenheim oder einer sicheren Rente? Diesen zu erreichen, ist in der heutigen Zeit nicht mehr sicher, egal, wie hart man arbeitet. Viele junge Menschen sehen perspektivlos in die Zukunft. Wo Babyboomer sich noch mit einem gut bürgerlichen Job ein freistehendes Eigenheim leisten konnten, reicht es bei Millennials heute oftmals gerade so für die Miete in der nächsten Stadt. Warum sich also den Buckel krumm arbeiten?
  2. Work-Life-Balance: Aus eben genanntem Grund ist die Work-Life-Balance immer wichtiger geworden. Für 69 % der Gen Z ist die Vereinbarkeit mit dem Privatleben das wichtigste Auswahlkriterium bei der Jobsuche. Für eine Extrameile im Job ist da kein Platz mehr.
  3. Veränderte Lebenssituation: Die Geburt der eigenen Kinder oder die Pflege von Angehörigen – viele Veränderungen in der Lebenssituation eines Mitarbeitenden können dazu führen, dass sie die Arbeit nicht mehr als „das Wichtigste“ in ihrem Leben ansehen und Quiet Quitting leben.
  4. Prioritätenverschiebung: Nicht zuletzt ist vielen Arbeitnehmenden während der Pandemie klar geworden: Es gibt Wichtigeres als die Karriere – nämlich die Gesundheit. Auf Kosten der physischen und mentalen Gesundheit die Karriere vorantreiben? Das kommt für Quiet Quitter nicht in Frage.
  5. Unzufriedenheit: Fehlende Wertschätzung und nicht vorhandene Gleichberechtigung sind nur zwei Punkte, die zu Unzufriedenheit am Arbeitsplatz führen können. Resignieren Führungskräfte dann auch noch, bleiben motivationslose Arbeitnehmende zurück. Wie es generell um die Führungskultur in Deutschland steht, lesen Sie übrigens in unserem jährlichen Leadership Report
  6. Bedeutungslosigkeit: Mit der Unzufriedenheit geht für viele Arbeitnehmende auch die Bedeutungslosigkeit einher. Ist Ihr Job wirklich relevant? Was würde passieren, wenn Sie von heute auf morgen einfach nicht mehr zur Arbeit erscheinen würden? In den meisten Fällen womöglich nicht viel, oder? Diese innere Bedeutungslosigkeit spüren viele Arbeitnehmende immer häufiger, wie auch David Graeber in seinem Buch „Bullshit Jobs“ beschreibt. Quiet Quitter sind sich dieser Bedeutungslosigkeit bewusst und akzeptieren diese auch. Kann man ihnen dann übelnehmen, dass sie nur arbeiten, um ihre Rechnungen bezahlen zu können?

Aber: Nicht nur die Generation Young ist vom Quiet Quitting betroffen. Auch immer mehr erfahrene Arbeitnehmende, die Jahrzehnte im Berufsleben stehen, entdecken das Quiet Quitting für sich.

Anzeichen: Wie erkennen Sie als Personaler Quiet Quitting?

Wie können Führungskräfte und Personaler Quiet Quitting erkennen?
 

3 Anzeichen, an denen Sie Quiet Quitter erkennen:
 

  1. Antriebslosigkeit: Ihre Mitarbeitenden sind motivations- und antriebslos und halten sich in Workshops und Meetings eher zurück.
  2. Arbeitsergebnisse: Verschlechtert sich die Qualität der Arbeitsergebnisse eines Mitarbeitenden zum Beispiel durch Flüchtigkeitsfehler? Das kann ein Anzeichen für Quiet Quitting sein. 
  3. Rückzug: Mitarbeitende vermeiden soziale Kontakte, machen allein Mittagspause und ziehen sich aus dem Team zurück. Auch Einladungen zur After-Work-Party oder der Weihnachtsfeier werden abgelehnt.

Maßnahmen: Was können Sie als Personaler gegen Quiet Quitting tun?

Wie können Sie proaktiv gegen Quiet Quitting Ihrer Mitarbeitenden vorgehen?
 

8 Tipps, um Quiet Quitting vorzubeugen:
 

  1. Mitarbeitergespräch: Im ersten Schritt sollten Sie das Gespräch zu Ihren Mitarbeitenden suchen. Erklären Sie Ihre Eindrücke und fragen Sie nach den Gründen für das Quiet-Quitting-Verhalten. Bereits hier kann sich das Problem herauskristallisieren und Sie können aktiv nach Lösungen suchen. Ignorieren Sie die Beweggründe der Mitarbeitenden nicht, sondern seien Sie verständnisvoll.
  2. Quiet Hiring: Wirken Sie dem Quiet Quitting mit Quiet Hiring entgegen. Hier werden Mitarbeitenden neue Aufgaben übertragen oder sie schlüpfen sogar in komplett neue Rollen, zum Beispiel vom Finanz-Analyst zum Marketing-Manager. Ziel ist es, neue Fähigkeiten zu entwickeln und so die Arbeitsmotivation zu erhöhen. Doch achten Sie darauf, die Mitarbeitenden nicht zu überfordern: Dies könnte dazu führen, dass Mitarbeitende so viel Arbeit aufgebrummt bekommen, dass die Situation Quiet Quitting begünstigt.
  3. Arbeitszeitanpassung: Vielen Arbeitnehmenden wird klar, dass ihnen die Work-Life-Balance wichtig ist. Mit der Anpassung der Arbeitszeit kann dem Quiet Quitting entgegengewirkt werden. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Vier-Tage-Woche?
  4. Gehaltsanpassung: Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, unterbezahlt zu sein, sinkt ihre Arbeitszufriedenheit und ihr Vertrauen in das Unternehmen. Sie fühlen sich möglicherweise nicht wertgeschätzt und entwickeln, was zu Quiet Quitting führen kann. Erklären Sie Ihren Mitarbeitenden, wie die Gehaltsstrukturen in Ihrem Unternehmen funktionieren und was sie tun müssen, um eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Dies kann Mitarbeitende motivieren und aus dem Quiet-Quitting-Loch herausholen.
  5. Teamspirit: Um gemeinsam erfolgreich zu sein, ist es wichtig, ein Team zu sein. Mitarbeitende können sich in einem guten Team gegenseitig motivieren und zu Höchstleistungen antreiben. Investieren Sie also zum Beispiel in Team-Events, um den Zusammenhalt unter Mitarbeitenden zu stärken.
  6. Führungskräfte & Management: Teilen mehrere Mitarbeitende aus einem Team die Quiet-Quitting-Einstellung, könnte es an den Vorgesetzten liegen. Wie bereits CEO-Coach Dr. Matthias Hettl sagte, verlassen Mitarbeiter nicht Unternehmen, sondern ihre Führungskräfte. Investieren Sie in die Weiterbildung Ihrer Führungskräfte und wirken Sie so dem Quiet Quitting entgegen.
  7. Mentale Gesundheit: Doch nicht nur eine Investition in den Teamspirit oder die Führungskräfte kann eine sinnvolle Maßnahme gegen Quiet Quitting sein. Bieten Sie Workshops zu den Themen mentale Gesundheit und Achtsamkeit an, um das Bewusstsein der Mitarbeitenden zu schärfen.
  8. Sabbatical: Um wieder neue Kraft und Motivation für den Arbeitsalltag zu sammeln, kann ein geplantes Sabbatical Arbeitnehmende beflügeln. 

Quiet Firing: Wie sieht die falsche Antwort der Führungskräfte aus?

Das Pendant zu Quiet Quitting ist Quiet Firing, das von Führungskräften praktiziert wird. Hierbei wird keine wirkliche Kündigung ausgesprochen, die Führungskraft macht allerdings schon recht deutlich, dass sie keine Lust hat, mit dem Mitarbeitenden zusammenzuarbeiten – bewusst oder unbewusst. Dies geschieht zum Beispiel in Form von schlechtem Micromanagement, Überreaktionen, übermäßiger Kontrolle und Kritik oder fehlender Kommunikation. Auch diese Arbeitsweise kann wiederum bei Arbeitnehmenden zu Quiet Quitting führen.

Fazit: Wird Quiet Qutting die Arbeitswelt verändern?

Quiet Quitting hat das Potenzial, die Arbeitswelt maßgeblich zu verändern, da es eine subtile, aber dennoch bedeutende Auswirkung auf Unternehmen und Mitarbeitende haben kann. Insgesamt kann Quiet Quitting dazu führen, dass Unternehmen ihre Strategien zur Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit überdenken und verstärkt darauf achten, ein unterstützendes und wertschätzendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Indem sie den Fokus auf Mitarbeiterengagement und Wohlbefinden legen, können auch Sie langfristigen Erfolg und eine positive Arbeitskultur fördern. Denken Sie einmal darüber nach.

Wirken Sie als Personaler dem Quiet Quitting mit Lösungsorientierung entgegen und schaffen Sie eine angenehme Arbeitsatmosphäre.

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Autorin Isabella Beyer von Management Circle
Über die Autorin

Isabella Beyer

Isabella Beyer ist Content Marketing Managerin bei Management Circle. Mit ihrer Leidenschaft für kreatives Schreiben ist sie für die Erstellung von hochwertigem Content für Fach- und Führungskräfte in Text- und Videoform zuständig und hat bereits zahlreiche Marketingkampagnen erfolgreich umgesetzt.

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