Rhetorik-Lexikon: Eristik? Dialektik? … und Eristische Dialektik?

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19. November 2019
Martina Eckermann
Rhetorik, Soft Skills
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Wenn Sie den Titel dieses Beitrags lesen, fragen Sie sich vielleicht: Bitte was? Und das zurecht! Den Begriff der Dialektik hat sicher jeder von uns schon einmal gehört. Aber was hat es denn mit Eristik und dann auch noch mit der Kombination aus beidem auf sich: „Eristische Dialektik“?

Wir bringen Licht ins Dunkel des Rhetorik-Dschungels. In diesem Beitrag haben wir deshalb die wichtigsten Begriffe vereinfacht erklärt. Informieren Sie sich aber nicht nur über die Bedeutung von Eristik, Dialektik und Co., sondern holen Sie sich auch wertvolle Tipps, wann welche rhetorische Technik wirklich sinnvoll erscheint.

Dialektik – die Kunst der Gesprächsführung

Der Begriff der Dialektik ist sicherlich jedem schon einmal über den Weg gelaufen – und wenn nicht der Fachterminus selbst, dann doch zumindest das, was sich dahinter verbirgt. Dialektik kommt nämlich von Dialog und steht damit für nichts anderes als die Kunst der Gesprächsführung, genauer gesagt, die Fähigkeit, seinen Gesprächspartner zu überzeugen.

Gespräche führen wir gerade im geschäftlichen Alltag ja ununterbrochen. Wie gut wir das machen, sei einmal dahingestellt. Jeder Einzelne hat dabei zwar seine eigenen Herangehensweisen, aber immer ein Ziel: Sich selbst und seine Ideen in Meetings, Verhandlungen, Diskussionen oder sonstigen Aufeinandertreffen bestmöglich zu verkaufen. Dabei kann es natürlich auch zu gegensätzlichen Meinungen oder Äußerungen kommen, auf die man souverän reagieren muss. Aus diesem Grund wird die Dialektik heute oftmals mit der Schlagfertigkeit gleichgesetzt. Denn diese braucht es, um aus Gesprächen als Gewinner hervorgehen zu können.

Um nun die eigene Dialektik und damit die Überzeugungsfähigkeit zu stärken, gibt es eine Reihe an Tipps und Tricks, die wir in unserem Blog bereits beleuchtet haben. Schauen Sie dazu gerne in einen unserer Beiträge zum Thema Rhetorik, Schlagfertigkeit oder den besonders wirksamen Soundbites.

Eristik – die Kunst des Streitgesprächs

So weit, so verständlich. Worum handelt es sich aber nun bei der Eristik? Ist diese Form eine Verwandte der Dialektik? Oder gar das komplette Gegenteil? Der Begriff der Eristik geht auf die griechische Göttin Eris zurück. Diese steht für Zwietracht und Streit. Dementsprechend verwendeten die Philosophen Plato und Aristoteles die Bezeichnung Eristik für die Kunst des Streitgesprächs. Aristoteles sah darin insbesondere die Anwendung unredlicher Mittel, weshalb er die Eristik auch als eine Art unerlaubten Kampf bezeichnete, die insbesondere dann zum Einsatz kam, wenn es darum ging, sich zu verteidigen oder zu entschuldigen, jemanden anzugreifen oder abzuwehren. Da ein solches Streitgespräch nur eine verschärfte Form der Diskussion darstellt, könnte man die Eristik also als eine Art hässliche Variante der Dialektik bezeichnen – bei der eben auch mal unfair gespielt wird.

Eine wichtige Frage, die sich dabei stellt: Wie erkennen Sie eine eristische Argumentationsweise? Charakteristisch für die Eristik sind insbesondere:

Persönliche Angriffe

Falsche Beweise

Gezielte Verwirrungen

Unzulässige Verallgemeinerungen

Absurde Erweiterungen

Bewusstes Ausnutzen einer Mehrdeutigkeit

Achten Sie also darauf, ob Ihnen solche Techniken auffallen. Aber Vorsicht: Nicht immer liegt eine böse Absicht in der Verwendung einer dieser Methoden. Die Intention kann auch einfach sein, schlagfertig agieren zu wollen und sehr deutlich auf ein Problem einzugehen. Wichtig ist es daher immer, die Intention des Gesprächspartners, das Ausmaß der eingesetzten rhetorischen Mittel sowie die aktuelle Situation zu analysieren. Erst dann können Sie beurteilen, ob eine böse Absicht oder doch nur eine schlagfertige Reaktion vorliegt. Nehmen Sie also nicht gleich alles persönlich!

Was verbirgt sich nun hinter „Eristische Dialektik“?

Eristische Dialektik – die Kunst der sprachlichen Manöver

Aus den bisherigen Definitionen von Dialektik und Eristik können wir erahnen, was die eristische Dialektik beinhalten soll. Der bekannte Philosoph Arthur Schopenhauer wollte mit dem Begriff den positiven Aspekt aus der Eristik herausarbeiten und beschrieb damit die Kunst, mit geschickten sprachlichen Manövern Recht zu behalten, obwohl man vielleicht gar nicht Recht hatte. Schließlich sei die Tatsache, immer Recht haben zu wollen, einfach ein menschliches Grundbedürfnis. Eristische Kunstgriffe sind demnach eine gängige Technik der Selbstbehauptung und Selbstdarstellung – kurz, ein Mittel zum Zweck, um Gesprächspartner zu überzeugen.

Dieses Phänomen können wir im alltäglichen Leben oft beobachten. Sei es beim eigenen Vorgesetzten, der ein Projekt durchsetzen möchte, im Freundeskreis, wenn es um die Restaurant-Auswahl geht oder in der Politik, wenn es um ein neues Gesetz geht – nicht immer gewinnt dabei zwingend das bessere Argument, sondern oftmals der bessere Redner. Sieger ist also meist derjenige, der es schafft, andere von seiner Meinung so zu überzeugen, dass es schlichtweg nicht mehr so wichtig ist, ob er auch wirklich Recht hat.

Focus Online hat in diesem Zusammenhang einmal fünf praktische Tipps aus Schopenhauers Ausführungen zusammengestellt, mit dem Sie jeden Streit zu Ihren Gunsten entscheiden können – ob Sie nun wirklich Recht haben oder nicht:

Verändern Sie die Streitfrage

Wenn Ihr Gegenüber seine Aussage getroffen hat, können Sie diese erweitern oder die Botschaft in Frage stellen. Damit reißen Sie das Gesagte aus seinem Zusammenhang und bringen Ihren Gesprächspartner in Erklärungsnot.

Beispiel Ihres Gegenübers:

„Wir müssen uns für unsere To-dos mehr Zeit nehmen, damit das Ergebnis besser wird.“

Beispiel für Ihre Reaktion:

„Wenn wir uns für all unsere To-dos mehr Zeit lassen sollen, warum stellen Sie dann nicht mehr Mitarbeiter ein, damit wir auch alle Aufgaben schaffen?“

Verwirren Sie durch Nachfragen

Wenn Sie Ihren Gesprächspartner mit gezielten Nachfragen konfrontieren, bringen Sie ihn aus dem Konzept. Das kann Ihnen dabei helfen, seine Argumentationskette zu schwächen und Ihre eigenen Argumente stärker wirken zu lassen.

Beispiel Ihres Gegenübers:

„Wir müssen uns für unsere To Dos mehr Zeit nehmen, damit das Ergebnis besser wird.“

Beispiel für Ihre Reaktion:

„Finden Sie das selbst auch gut? Warum sollen wir das überhaupt machen? Und wie soll das in der Praxis genau funktionieren?

Ziehen Sie falsche Schlüsse

Wenn Sie aus den Ausführungen Ihres Gesprächspartners falsche Schlüsse ziehen und diese als positiv darstellen, wird Ihr Gegenüber sich nicht unbedingt trauen, zu widersprechen.

Beispiel Ihres Gegenübers:

„Wir müssen uns für unsere To-dos mehr Zeit nehmen, damit das Ergebnis besser wird.“

Beispiel für Ihre Reaktion:

„Dann muss ich Ihnen ja ab sofort nicht mehr täglich, sondern nur noch wöchentlich den aktuellen Zwischenstand berichten. Das finde ich gut!“

Provozieren Sie Ihren Gegner

Wenn Sie Ihren Gegner durch fiese Fragen provozieren, wird er vielleicht unüberlegt antworten und seine Souveränität ist dahin.

Beispiel Ihres Gegenübers:

„Wir müssen uns für unsere To-dos mehr Zeit nehmen, damit das Ergebnis besser wird.“

Beispiel für Ihre Reaktion:

 „Warum regen Sie sich denn so darüber auf? Ich finde das Ergebnis gar nicht so schlecht.“

Aber Vorsicht: Lassen Sie sich nicht selbst ärgern und bleiben Sie gelassen. In einem früheren Beitrag haben wir Ihnen bereits einige Tipps zum Thema provokative Rhetorik zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen, nicht selbst in die Schikanen-Falle zu treten.

Setzen Sie (nicht) auf persönliche Angriffe

Wenn Sie das Gefühl haben zu verlieren, können Sie natürlich auch auf persönliche Angriffe setzen. Das werden Sie sicher selbst schon erlebt haben. Sobald jemandem gute Argumente ausgehen, versucht man es mit unlauteren Mitteln. Die feine englische Art ist das nicht.

Beispiel Ihres Gegenübers:

„Wir müssen uns für unsere To-dos mehr Zeit nehmen, damit das Ergebnis besser wird.“

Beispiel für Ihre Reaktion:

„Das ist ja klar, dass Sie mal wieder nicht verstehen, warum wir uns nicht einfach mal so mehr Zeit für unsere To-dos nehmen können.“

Sie müssen dann aber damit rechnen, dass Ihr Gegner ebenfalls zurückschlägt. Wie Sie persönliche Angriffe oder Einwände abwehren können, lesen Sie ebenfalls in unserem Blog.

Letztendlich müssen Sie für sich selbst entscheiden, bei wem Sie auf die eristische Dialektik und ihre Techniken zurückgreifen können. Sicherlich sollten Sie es sich nicht in jeder Situation herausnehmen und um jeden Preis Recht behalten wollen.

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Autorin Martina Eckermann von Management Circle
Über die Autorin

Martina Eckermann

Als Teamleiterin des Online-Marketings und Blog-Autorin der ersten Stunde bietet Martina Eckermann kreativen Content in Form von Whitepapern und Analysen an. Mit über 12 Jahren Berufserfahrung bringt sie viel Know-how in Content Marketing und Webanalyse mit.

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