Mehrweg statt Einweg – Erfahrungsbericht zum Mehrweg-Versandsystem „memo Box“

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24. Januar 2022
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Intelligente Verpackungen – nicht nur von Produkten, sondern auch für den Warenversand – können Umwelt und Klima schonen. Davon ist die memo AG, ein Versandhandel für nachhaltige (Alltags-)Produkte, überzeugt und setzt seit über zehn Jahren die „memo Box“, das unternehmenseigene Mehrweg-Versandsystem, ein. Über die Erfahrungen damit berichtet Lothar Hartmann, Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements, in unserem Seminar „Innovatives und nachhaltiges Verpackungsmanagement“ und im folgenden Beitrag.

Experte Lothar Hartmann

Lothar Hartmann

Leiter Nachhaltigkeitsmanagement | memo AG

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Wie entstand das Mehrweg-Versandsystem „memo Box“?

Komplett neu erfunden haben wir die „memo Box“ eigentlich nicht: Unser heutiges Mehrweg-Versandsystem beruht auf der „Postbox“ der Deutschen Post, bei deren Einführung wir uns im Jahr 1998 als Pilotpartner beteiligt haben. Bereits damals waren wir überzeugt, dass Mehrweg anstatt Einweg eine Lösung für das steigende Abfallaufkommen und den erhöhten Ressourcenbedarf beim Versand von Waren ist. Als die „Postbox“ 2009 eingestellt wurde, wollten wir auf keinen Fall auf den Mehrweg-Versand verzichten und haben basierend darauf unser eigenes System, die „memo Box“, entwickelt.

Wie funktioniert’s für Kund*innen?

Unsere Kund*innen bekommen beim Onlinekauf angezeigt, ob der Versand in der „memo Box“ möglich ist und können sich dann die bestellte Ware durch Aktivieren der Versandverpackung „memo Box“ im Mehrweg-Versandsystem schicken lassen. Je nach Art und Umfang des Warenkorbs entscheidet unser Warenwirtschaftssystem automatisch über Größe und Anzahl der verwendeten „memo Boxen“. Der Versand kostet unsere Kund*innen dabei keinen Cent mehr – die dadurch entstehenden Mehrkosten trägt die memo AG in vollem Umfang.

Nach der Warenentnahme geben unsere Kund*innen die Behälter innerhalb von 14 Tagen entweder dem Paketdienst wieder mit oder in einem Paketshop in ihrer Nähe ab. Um ihnen das möglichst einfach zu machen, liegen der Sendung vorbereitete Retouren-Belege von zwei Paketdiensten bei.

Der Anteil der Kund*innen, welche die „memo Box“ nutzen, ist über die Jahre stetig angestiegen. Aktuell versenden wir etwa jede vierte Sendung in einer „memo Box“. Es ist natürlich unser Ziel, diese Quote weiter zu erhöhen. Dennoch gibt es „Hürden“, beispielsweise müssen unsere Kund*innen selbst aktiv werden, da sie sich um die Rücksendung kümmern müssen.

Die „memo Box“ muss nicht leer zurückgeschickt werden: Wir nehmen alle bei uns gekauften, gebrauchten und verbrauchten Produkte sowie Wertstoffe, die zum Beispiel in alten Schreibgeräten oder CDs/DVDs enthalten sind, zurück. Auch für eventuelle Rücksendungen aus den Bestellungen ist die „memo Box“ ideal.

Wenn unsere Kund*innen die Box behalten wollen, geht Ihnen automatisch nach zwei Wochen eine Rechnung zu.

Was sind die Vorteile des Mehrweg-Versandsystems „memo Box“?

Neben der Tatsache, dass die Bestellung in der „memo Box“ für unsere Kund*innen kostenfrei ist, ist die darin enthaltene Ware auch sicher und unempfindlich gegen Nässe untergebracht. Vor allem aber punktet das Mehrweg-Versandsystem bei den ökologischen Vorteilen: Es spart Kartonagenabfall – allein in den letzten fünf Jahren etwa 140 Tonnen – und es schont wertvolle Ressourcen durch vielfache Wiederverwendung. Aus diesem Grund ist das System seit 2014 mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.

Seit Herbst 2016 wird die „memo Box“ aus Recycling-Kunststoff, der aus Abfällen aus der haushaltsnahen Wertstoffsammlung besteht, produziert. Dadurch werden die Emissionen, die bei der Herstellung entstehen, um rund 30 % reduziert. Hinsichtlich Langlebigkeit, Stabilität und Transportsicherheit ist die „memo Box“ aus Recyclingmaterial den Behältern aus Neumaterial absolut ebenbürtig – bei deutlich positiverem Effekt für die Umweltbilanz.

Wie viele Umläufe braucht die „memo Box“, damit sie sich wirklich lohnt?

Ist ein Behälter aus Kunststoff – auch wenn er häufiger eingesetzt wird – umweltverträglicher als ein Versandkarton? Auf den ersten Blick nein, denn der Einsatz von Ressourcen bei der Produktion einer Kunststoffbox und die damit einhergehenden Emissionen sind ungleich höher als bei einem Versandkarton. Doch es lohnt sich genauer hinzusehen. Bereits im Jahr 2013 haben wir deshalb eine Analyse dieser beiden Versandsysteme erstellt, um zu erfahren wie viele Umläufe die „memo Box“ erzielen muss, um die höheren Umweltauswirkungen bei der Produktion und den erforderlichen Rücktransport gegenüber der vielfachen neuen Herstellung eines Versandkartons in etwa gleicher Größe auszugleichen. Nach unseren Recherchen ergaben sich etwa 55 Umläufe. Aktuell haben die ersten „memo Boxen“ deutlich über 200 Umläufe erreicht.

Mit welchem Füllmaterial wird eine „memo Box“ ausgestattet?

Die memo AG verwendet grundsätzlich kein Füllmaterial aus Kunststoff, sondern ausschließlich Recyclingpapier und -karton. Seit kurzem setzen wir Geräte ein, mit denen wir Luftpolsterverpackungen aus Recyclingpapier herstellen können. Dieses und alles weitere Füllmaterial können uns unsere Kund*innen bei der Rücksendung der „memo Box“ zurückschicken. Soweit dies möglich ist, setzen wir das Material dann erneut ein.

Ist die „memo Box“ für alle Versandhändler geeignet?

Wir bekommen häufig die Frage gestellt, ob unser Mehrweg-Versandsystem auch für andere Versandhändler geeignet ist. Diese Frage ist nicht mit einem Ja oder Nein zu beantworten. Grundsätzlich sollte sich jeder Versandhändler aus ökologischen Gründen nach Mehrweg-Versandsystemen, die sich für sein jeweiliges Produktportfolio eignen, umsehen. Dabei sollten aber die technischen Maßnahmen zur Integration in ein bestehendes Versandsystem sowie die notwendigen finanziellen Mehraufwände nicht außer Acht gelassen werden. Auch die logistischen Voraussetzungen wie beispielsweise die Lagerung mehrerer tausend Behälter spielen eine nicht unerhebliche Rolle.

Dennoch liegt auch die Zukunft des Versandhandels in der Kreislaufwirtschaft. Er kann einen großen Teil dazu beitragen, dass die Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima, die er selbst mitverursacht hat, minimiert werden.

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