Es ist durchaus bemerkenswert, dass Cloud Computing beziehungsweise Public Clouds trotz der Dynamik der digitalen Welt auch nach 15 Jahren noch immer das Potenzial haben, die Grundlage für die neue digitale Infrastruktur der Unternehmen zu sein, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und noch immer ein Stück weit zu polarisieren.
Nachdem viele Unternehmen als Reaktion auf die veränderten Rahmenbedingungen und einen sprunghaften Anstieg der Notwendigkeit für digitale Services statt analogen Prozessen der Cloud beinahe ausgeliefert waren und mitunter auch zu Schnellschüssen im Handeln gezwungen waren, kehrt die Diskussion um die Cloud nun wieder auf eine sachlichere und langfristig orientierte Ebene zurück.
Maximilian Hille, Head of Consulting bei Cloudflight, stellt in diesem Gastbeitrag die wichtigsten Technologie-Trends vor, die das Cloud Computing 2022 prägen werden.
Die zahlreichen sprunghaften Investitionen in die Cloud haben vor allem SaaS-Lösungen für Collaboration und Workplaces umfasst. Dennoch wurden im Zuge dessen auch neue Infrastruktur- und Plattformarchitekturen aufgebaut, die als Grundlage für bestehende individuelle Anwendungen, SAP-Landschaften oder auch neue Daten- und Entwicklungsplattformen dienen sollten.
Nahezu alle Unternehmen in unterschiedlichen Branchen im Mittelstand und in großen Unternehmen bauen derzeit vergleichbare Plattformen auf, die durch APIs einen Großteil der gesamten Anwendungs- und Datenlandschaft vernetzen und perspektivisch einen schlanken Abstraktionslayer für die neuen Anwendungen, die zur Prozessdigitalisierung, Steuerung der Wertschöpfungskette oder dem digitalen Kundenkontakt dienen.
Die meisten dieser Plattformen befinden sich noch im Aufbau, werden aber 2022 erste Anwendungen produktiv betreiben und somit kontinuierlich und mit erstem Nutzerfeedback weiterentwickelt. Erst dann wird sich zeigen, ob diese Vor-Investitionen sich auszahlen. Insbesondere die richtige Balance aus dem Einsatz von Standard-Diensten der Provider, Open-Source-Tools und individuellen Lösungen als Differenziator wird hier erfolgsentscheidend sein.
Im Kontext der wachsenden Bedeutung werden die Erfolge im Einsatz von Cloud Computing vor allem von den technischen und organisatorischen Grundlagen abhängig sein. Bemessungsgrundlage für den Erfolg ist der positive finanzielle Effekt, die Wartbarkeit und Weiterentwicklung und die tatsächliche Skalierbarkeit für das Wachstum.
Von der Infrastruktur zur Plattform:
Noch nie war die Public Cloud für reine Lift & Shift-Workloads ausgelegt. Grundsätzlich hat sich schon früh gezeigt, dass der wahre Vorteil in den Plattform-Services liegt. Mit der Verfügbarkeit von Container-Services, Datenbanken, API-Produkten und Co. können Unternehmen ihre Plattform-Ambitionen vorantreiben. Sie geben sich bewusst in einen sogenannten Conscious Lock-In, um gezielt Services zu verwenden, welche die Business Use Cases unterstützen und für Kosteneffizienz sorgen.
API-Plattformen:
Abstraktion schlägt Neu-Entwicklung – viele Unternehmen abstrahieren ihre Datenbanken und Backend-Anwendungen, wie beispielsweise ihr ERP, über offene (oder private) API-Plattformen. Dies ist der schnellere und günstigere Weg, die relevanten Daten aus den Kernsystemen auch für die neuen Anwendungen und damit für alle Nutzer bereitzustellen.
Industry Clouds:
In der näheren Vergangenheit haben die Cloud-Anbieter verstärkt auf Branchenlösungen gesetzt. Dies waren bis dato aber häufig nur Bundles bestehender Produkte für den spezifischen Einsatz. Auch insgesamt ist die Idee der Community oder Industry Clouds nicht neu. Durch die Durchdringung und Nachfrage nach spezifischen Services wird es in diesem Jahr aber einen Anstieg der Industry Clouds geben, die immer stärker auch durch Interessensverbände oder spezielle Industrie-Experten und damit nicht mehr nur durch die Hyperscaler angeboten werden.
Services statt Hardware:
Investitionen in eigene Hardware müssen sich Unternehmen mittlerweile wirklich leisten wollen. Gerade in Zeiten der Chip- und Halbleiter-Knappheit ist dies wirtschaftlich und inhaltlich eine schwere Aufgabe. Daher werden mehr Services konsumiert und die Investitionen anders allokiert. Dies gilt auch für neue Cyber-Security-Konzepte, die mehr auf Automatisierung, KI und Zero-Trust-Policies setzen werden.
Anywhere Computing:
Die Reichweite von Cloud Services geht weit über die Rechenzentren hinaus. Industrie- und IoT-Anwendungen, die Edge Computing und damit das Rechnen nahe am jeweiligen Einsatzort notwendig machen, mobile Anwendungen auch in beschränkt vernetzten Gebieten oder klassisch das autonome Fahren machen Cloud- und Cloud-Native-Services auch außerhalb der Basis-Infrastruktur notwendig und treiben den Trend zum “Anywhere Computing”.
Im Endeffekt muss für viele Unternehmen noch immer die IT-Landschaft „einfach laufen”. Dieser Pragmatismus ist gut und richtig. Gleichzeitig sehen aber auch diese Unternehmen, dass die Relevanz und Allgegenwärtigkeit der Technologien zunehmend steigt und direkten oder indirekten Einfluss auf den Geschäftserfolg nimmt.
Die Reife der Technologien und die Erfahrungswerte aus den Industrien, Dienstleistern und Technologie-Anbietern reduzieren zunehmend das Risiko für den Einstieg in die Cloud-Nutzung.
Es wird für die Unternehmen darauf ankommen, einen wirtschaftlichen, nutzer-, aber auch wettbewerbs-orientierten Ansatz zu verfolgen, um durch die Technologie erfolgreich zu sein. Dabei wird die Differenzierung zunehmend schwieriger, es braucht unweigerlich ein gutes Ökosystem und die richtigen Umsetzungsexperten.
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