Lean Construction – Verschwendungen im Bauwesen eliminieren

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08. April 2019
Immobilien & Bau
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Immobilienprojekte werden immer komplexer. So steigen beispielsweise die Anzahl der Projektbeteiligten genauso wie der Zeit- und Kostendruck. Zudem sind die Anforderungen an Sicherheit und Nachhaltigkeit beim Bau immens gestiegen. Die Qualität der Prozessabläufe hat hingegen abgenommen, sodass weniger als 50 Prozent der Termin- und Qualitätszusagen auf verschiedenen Baustellen eingehalten  werden. Das führt zu hohen Baukosten, langen Realisierungsphasen und unzufriedenen Kunden. Lean Construction kann das ändern. Mit der Philosophie des Lean Managements will man auch im Bauwesen Verschwendungen aufdecken und eliminieren, um die Effizienz zu steigern.

Alles Lean auf der Baustelle?

Lean Management ist Ihnen bislang vielleicht eher aus der Produktion bekannt. Diese Philosophie mit all ihren Prinzipien und Methoden, die von Toyota in Japan ins Leben gerufen wurde, wird nun auch auf die Immobilienbranche übertragen.

Aber was ist denn nun Lean Construction?

Lean Construction oder auch Lean Management im Bauwesen wird in der Wikipedia folgendermaßen definiert.

Es ist ein gelebter kontinuierlicher Prozess zur Beseitigung von Verschwendung, dem Erreichen oder Übertreffen aller Kundenerwartungen, der Fokussierung auf den gesamten Wertstrom und dem Streben nach Perfektion.

Wichtig dabei ist, dass nicht nur der Bau einer Immobilie, sondern der gesamte Zyklus bei Lean Construction in den Fokus gerückt wird, von der Planung über die Realisierung und die Nutzung bis hin zur Verwertung.

Vorteile von Lean Management im Bauwesen

Der größte Vorteil von Lean Construction ist die Erhöhung der Effizienz im gesamten Projekt. Weitere Vorteile sind:

Die Qualität wird deutlich verbessert, da die einzelnen Bauschritte laufend überprüft und besprochen werden.

Durch eine höhere Transparenz und genauere Planung wird die Bauzeit verkürzt.

Dadurch werden auch Verschwendungen und Kosten reduziert.

Auch die Mitarbeitenden profitieren: Für sie werden die Prozessschritte klarer, das gegenseitige Verständnis wächst und der Stress der Projektmanager sinkt.

Die Bedürfnisse der Bauherren werden besser erfüllt, da die Prozesse im gesamten Lebenszyklus ganzheitlich betrachtet und gestaltet werden.

Behinderungen und Störungen sowie Risiken werden frühzeitig erkannt und können vermieden werden, sodass es zu keinen Nacharbeiten kommt.

Die Kommunikation und damit die Transparenz über die einzelnen Bauschritte wird verbessert.

Die Lean-Philosophie strebt das Null-Fehler-Prinzip an. Das gilt auch auf dem Bau: Von jeder beteiligten Partei wird Termintreue und Qualität gefordert. Durch die hohe Transparenz fallen Baufehler viel schneller auf und können rechtzeitig behoben.

Dadurch wird auch das gegenseitige Voneinander-Lernen gefördert, da geschaut wird, wie Fehler künftig vermieden werden können.

Wie genau wird Verschwendung aufgedeckt?

Das Ziel von Lean Management – egal in welcher Branche – ist es, Verschwendungen wie Wartezeiten, zu große Lagermengen, unnötige Transporte sowie Nacharbeiten zu eliminieren. Aber wie werden diese Verschwendungen aufgedeckt? Lean Construction nutzt hierzu zum Beispiel das Last-Planner®-System, welches in den 80er-Jahren von Glenn Ballard und Greg Howell entwickelt wurde. Dieses verläuft kollaborativ in fünf Stufen:

 

1. Analyse des Gesamtprozesses

In Workshops mit allen Beteiligten am Bau werden in der ersten Stufe die nötigen Prozessschritte ermittelt und in eine logische Reihenfolge gebracht. Achten Sie dabei vor allem auf Abhängigkeiten. Durch diesen Schritt wird auch ein gegenseitiges Verständnis der Abläufe geschaffen.

 

2. Festlegung der Meilensteine

Legen Sie im nächsten Schritt die übergeordneten Termine fest und ordnen Sie diese den Prozessen zu. Dabei müssen alle Parteien Entscheidungen und auch Zusagen treffen. Es ist sinnvoll, diesen Plan alle zwei bis drei Monate anzupassen.

 

3. Produktionsplanung der anstehenden Wochen

Planen Sie auf Tages-Basis die nächsten sechs Wochen und besprechen Sie die Vorgehensweise mit dem gesamten Team. Hierbei sollte klar festgelegt werden, wann welche Mitarbeiter, Maschinen und Baumaterialien an welchem Ort zu welchem Zeitpunkt benötigt werden. Diese Vorschau sollte wöchentlich angepasst werden.

 

4. Gemeinsamer Blick auf die nächste Woche

Um einen störungsfreien Bauablauf sicherzustellen, sollten Sie im vierten Schritt die anstehende Woche mit allen Beteiligten detailliert durchsprechen. Je nach Projekt können auch tägliche Treffen sinnvoll sein.

 

5. Evaluation der zurückliegenden Woche

Im letzten Schritt sollten Sie immer auch einen Blick zurückwerfen und die vergangene Woche evaluieren: Wurden alle Zusagen eingehalten? Ziel hierbei ist, Gründe für Störungen und Verzögerungen transparent zu machen, um daraus zu lernen und zukünftige Fehler zu vermeiden.

Was Sie über das Last-Planner®-System wissen sollten

Die Verantwortung für die Planung von den jeweiligen Einzelterminen und -Fristen sollte dabei jemand übernehmen, der mit der Baustelle vertraut ist wie beispielsweise ein Bauleiter oder Vorarbeiter. Dieser wird dann als Last Planner bezeichnet.

Ein weiteres wichtiges Element vom Last-Planner®-System ist eine Tafelplanung auf der Baustelle. Diese informiert über Baufortschritte und auch mögliche Hindernisse. Der Bauablauf der kommenden Tage und Wochen wird im Voraus erstellt und tagesgenau über die Tafel dargestellt. So wird auf den ersten Blick klar, wer mit seinen Tätigkeiten im Verzug ist und woran das liegt. Diese Transparenz sorgt dafür, dass die Qualität, Kosten- und Terminsicherheit entsprechend gesteigert wird.

Wo wird Lean Construction bereits eingesetzt?

Egal ob beim „kleinen“ Eigenheim oder bei Großprojekten: Lean Construction ist in jedem Fall sinnvoll, um die Effizienz zu steigern. Das haben bereits einige Player auf dem Markt verstanden. So setzen beispielsweise Hochtief und Drees & Sommer auf Lean Management im Bauwesen. Letztere setzen beim Bau eines neuen Produktionsgebäudes in Dreieich sowie bei der Sanierung des Deutschen Museums in München auf Lean Construction. Beim ersten Lean-Projekt der Hochtief AG am Uferpalais in Essen wurde eine Wohnanlage mit einem Bauzeitgewinn von 20 Prozent realisiert. Dabei wurden zehn von 38 Wohnungen komplett mangelfrei an den Kunden übergeben.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Bauunternehmen ihre digitale Zukunft rechtzeitig planen. Zwei Arbeits- und Denkweisen, die für uns eng mit der Digitalisierung zusammenhängen, sind Lean Construction und modulares Bauen. Lean Construction ist die Übertragung des aus der Automobilindustrie stammenden Lean-Prinzips auf das Bauwesen mit dem Ziel, effizienter zu bauen. Wir testen derzeit unterschiedliche Lean-Instrumente auf der Baustelle anhand von drei Pilotprojekten im Hochbau. Außerdem versuchen wir, möglichst viele Komponenten von Gebäuden zu standardisieren und vorzufertigen. Im Idealfall können Bauwerke so modulartig und damit viel kostengünstiger aufgebaut werden.


Dr. A. Dürr, Wolff & Müller Gruppe
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