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Die digitale Wertstromanalyse ist das ideale Tool für produzierende Unternehmen, die sich zukunftsfähig aufstellen wollen. Die Herausforderung besteht heute vor allem darin, die Produktion selbst, ihre Wertströme sowie benötigte Ressourcen optimal aufeinander abzustimmen, um einen reibungslosen Ablauf sicherstellen zu können. Bernhard Mayer, Director Production Engineering zeigt in diesem Beitrag anhand von Siemens Electronic Works in Amberg, wie die digitale Wertstromanalyse die Datenerfassung erleichtert und die Datentransparenz erhöhen kann.
Im 1989 gegründeten Elektronikwerk Amberg werden auf ca. 10.000 m² Produktionsfläche vorrangig SIMATIC Produkte, programmierbare Logik Controller (PLC) und dezentrale Peripheriegeräte gefertigt. Damit die rund 17 Millionen jährlich gelieferten Simatic Komponenten, welche sich aus rund 1.200 verschiedenen Produkten zusammensetzen, an Kunden geliefert werden können, sind bis zu 350 Produktionswechsel am Tag notwendig. Angesichts dieser Zahlen ist es unbedingt notwendig, dass die Produktion und alle im Werk vorhandenen Wertströme und Ressourcen gut aufeinander abgestimmt sind. Störungen in diesem Makrowertstrom müssen möglichst früh erkannt werden und/oder am besten gar nicht auftreten.
Eine Methode dies zu erreichen, bietet die klassische Wertstromanalyse. Ihren Ursprung hat diese Methode in der Erkenntnis, dass Wertströme nur verbessert werden können, wenn sämtliche Prozesse und Materialflüsse entlang der Wertschöpfungskette auch transparent, einheitlich und gut verständlich dargestellt werden. Die gewonnenen Daten und Informationen bilden die Basis zur Berechnung von Kennzahlen, um den IST-Zustand des Wertstromes zu verstehen.
Im Wertstrom die Durchlaufzeit der Produkte hin zum Kunden möglichst kurzhalten
Hindernisse erkennen
Maßnahmen zur Verbesserung des Wertstromes ableiten
Die klassische Wertstromanalyse wird, auch heute noch, mit Stoppuhr, Papier und Bleistift, immer vor Ort durchgeführt. Da sich aber Prozesse und Materialflüsse nicht statisch verhalten, ist die klassische Form der Wertstromanalyse immer nur eine Momentaufnahme. Gerade bei variantenreicher, hochvolumiger und somit kurzzyklischer Fertigung ist es hierbei schwierig, einen Überblick zu bekommen und diesen zu behalten.
Im Elektronikwerk Amberg wird deshalb seit kurzem ein neues, digitales Tool, die sogenannte digitale Wertstromanalyse (DWSA) verwendet, welche die althergebrachte Art der Wertstromanalyse revolutioniert. Durch die stückgenaue, standardisierte Erfassung von Scanner-Daten im Produktionsumfeld, macht sie es möglich, die Daten in der Wertstromsymbolik darzustellen und von überall in der Welt aus zu betrachten. Der Beobachtungszeitraum ist nicht mehr nur auf den Moment der Beobachtung beschränkt, sondern der Beobachtungszeitraum kann von Minute zu Stunde oder gar zu Tagen und Wochen ausgewählt werden. Nicht nur ein einzelner Wertstrom ist erfasst, sondern der gesamte Makrowertstrom des Elektronikwerkes mit jedem einzelnen Produkt, Ressource, Prozess und Einflüssen vom Start des Auftrags bis zu dessen Ablieferung. Neben der Durchlaufzeit eines Produktes durchs Werk (work-in-process) können auch Analysen für Zykluszeit, Produktfluss, Ressourcen, Engpässe, First-Pass-Yield angezeigt werden. Abweichungen, zum Beispiel Soll-/Ist-Zeiten im Arbeitsplan oder Rüstzeiten, werden erkannt, aber auch Informationen zur idealen, rüstoptimierten Produktreihenfolge gegeben. Um auch nur näherungsweise dieselbe Aussagekraft der Daten zu bekommen, war es in der Vergangenheit notwendig, viele Mitarbeiter zu schulen und mit der Datenerfassung zu beschäftigen.
Die Daten der digitalen Wertstromanalyse sind das Mittel der Wahl, um den Makrowertstrom zu analysieren. Um den Mikrowertstrom auch im Detail, zum Beispiel eine Engpassressource, analysieren zu können, ist dies mittels einer neuen Maschinen- und Betriebsdaten-Software ebenfalls möglich. Erfasste PLC-Daten werden auf einer SQL-Datenbank abgelegt. Die Anzeige der Daten in komprimierter Form erfolgt in klassischen KPI-Dashboards, Engpassanalyse, Taktzeitanzeige, Störungsanalyse, Statistikmodule bis hin zur Eventkamera, alles in einer Software zusammengefasst. Die standardisierten Anzeigen können je nach Adressaten angepasst werden, so nutzen vom Technologieexperten bis hin zum Fertigungsleiter alle die gleiche Datenbasis. Komplexe, kurzzyklische Maschinen mit vielen Parallelprozessen können übersichtlich dargestellt und verstanden werden. Es wird eine Datentransparenz auf Basis von Zahlen, Daten und Fakten erreicht, welche Verbesserungsprozesse an Anlagen ermöglicht. Selbst an hochautomatisierten, kurzzyklischen Bestandsanlagen ist es möglich, noch bis zu 20% mehr Ausbringung zu realisieren, durch gezielte Taktzeitverkürzung und Reduktion von technisch bedingten Störungen.
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