In einem exklusiven Interview hat uns Mimik- und Körpersprache-Experte Andreas Fiederle bereits verraten, wie wichtig es ist, sich mit der Baseline seines Verhandlungspartners vertraut zu machen. Die Baseline beschreibt die sogenannte Nulllinie. Dabei handelt es sich um den Gesichtsausdruck eines Menschen im Normalzustand, also ohne, dass er besondere Emotionen zeigt. Daher lässt sich die Baseline besonders gut in ungezwungener Atmosphäre beobachten und erforschen, zum Beispiel beim Small Talk oder einem entspannten Mittagessen.
Um im nächsten Schritt in einem geschäftlichen Gespräch wie zum Beispiel einer Verhandlung dahinter zu kommen, was Ihr Gegenüber von der aktuellen Situation oder gar Ihrem Vorschlag hält, müssen Sie auf Abweichungen von seiner Baseline achten, mit der Sie sich vorab vertraut gemacht haben. Jegliche Veränderung des Gesichtsausdrucks kann Auskunft über die Emotionen Ihres Gegenübers geben. Wir stellen Ihnen in diesem Beitrag die sieben Basisemotionen vor, nach denen Sie Ausschau halten sollten, um Gesprächspartner besser zu durchschauen.
Die Emotionen eines Menschen sind nichts anderes als plötzliche Reaktionen unseres Organismus. Emotionen spiegeln also genau wider, was ein Mensch subjektiv gerade erlebt. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass diese Reaktionen oftmals nicht lange anhalten, sondern schnell wieder wechseln – je nachdem, wie sich die subjektive Empfindung eines Menschen verändert.
Man spricht aus diesem Grund auch von sogenannten Mikroexpressionen, die sich laut unserem Experten Andreas Fiederle dadurch definieren, dass sie nur für weniger als eine halbe Sekunde sichtbar sind. Normale Gesichtsausdrücke hingegen sind meist für jeden gut ersichtlich, da sie für mindestens eine halbe und sogar bis zu vier Sekunden lang sichtbar sind – Zeit genug also, um diese auch wahrzunehmen.
Die Basisemotionen sind ein wesentlicher Bestandteil jeder menschlichen Existenz und geben Aufschluss darüber, was in Ihrem Gesprächs- oder Verhandlungspartner vor sich geht. Paul Ekman, US-amerikanischer Anthropologe und Psychologe, identifizierte sieben dieser Basisemotionen, die nach seinen Forschungsergebnissen kulturübergreifend auftreten: Freude, Überraschung, Angst, Wut, Ekel, Trauer und Verachtung.
Wenn Sie diese Basisemotionen bei Ihrem Gegenüber erkennen, bringt das laut Andreas Fiederle echte Vorteile mit sich. Wenn Sie wissen, wie Ihr Gesprächspartner auf eine Situation oder einen Ihrer Vorschläge reagiert, können Sie sich besser darauf einstellen – Sie steigern also Ihre Empathie. So können Sie nicht nur diese eine Situation, sondern die künftige Zusammenarbeit verbessern, zum Beispiel, indem Sie Ihre Kommunikation oder die Atmosphäre, in der das Gespräch stattfindet, entsprechend anpassen. Das ist für eine erfolgreiche Verhandlung nicht unerheblich!
Das sind die Merkmale:
Mundwinkel werden nach oben gezogen, Wangen heben sich, Lachfältchen erscheinen
Diese Gefühle stecken dahinter:
Heiterkeit, Zufriedenheit, Glück, Begeisterung
Das sind die Merkmale:
Augenbrauen werden nach oben gezogen, Augenlider sind hoch, Mund öffnet sich
Diese Gefühle stecken dahinter:
Überraschung, Verblüffung, Verwunderung, Sprachlosigkeit
Das sind die Merkmale:
Augenbrauen werden nach oben gezogen, Augenlider sind hoch, Mund öffnet sich, Lippen sind gespannt, Blick ist starr auf die Gefahr gerichtet, Augenweiß ist stark sichtbar
Diese Gefühle stecken dahinter:
Beunruhigung, Angespanntheit, Erschrockenheit, Panik
Das sind die Merkmale:
Augenbrauen werden heruntergezogen, Falte erscheint zwischen den Augenbrauen, Lippen sind gespannt, Blick ist starr
Diese Gefühle stecken dahinter:
Frustration, Verärgerung, Empörung, Wut
Das sind die Merkmale:
Nase wird gerümpft, Wangen sind angehoben, Oberlippe ist hochgezogen
Diese Gefühle stecken dahinter:
Anwidern, Ablehnung, Abneigung, Widerwilligkeit
Das sind die Merkmale:
Innere Augenbrauen werden hochgezogen, Oberlider und Mundwinkel hängen herunter, Wangen sind erschlafft
Diese Gefühle stecken dahinter:
Unglück, Betroffenheit, Verzweiflung, Enttäuschung, Mutlosigkeit, Bestürzung
Das sind die Merkmale:
Mundwinkel sind einseitig hochgezogen oder nach innen gepresst, es besteht eine asymmetrische Reaktion im Gesicht
Diese Gefühle stecken dahinter:
Missachtung, Spott, Herablassung, Geringschätzung
Schauen Sie Ihrem Gegenüber zukünftig genauer ins Gesicht und halten Sie nach den sieben vorgestellten Basisemotionen Ausschau – und zwar auch auf die kleinsten Reaktionen! Sie können auf diese Weise mit der Zeit lernen, Ihr Gegenüber besser zu verstehen und vor allem seine Gefühlslage richtig einzuschätzen. Und das hilft, denn nur so können Sie beispielsweise entscheiden, ob ein Folgegespräch oder gar eine Zusammenarbeit wirklich sinnvoll ist.
Mit Ihrem Wissen über die wichtigsten Basisemotionen und einem genaueren Hinschauen können Sie am Ende auch Lügnern auf die Spur kommen. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, schauen Sie doch mal in das folgende Video mit unserem Experten Andreas Fiederle.
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