Kulturelle Unterschiede: Wie Sie sich als Projektleiter vorbereiten

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28. Dezember 2018
Martina Eckermann
Projektmanagement
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Bei der Arbeit in internationalen Projektteams treffen wortwörtlich Welten aufeinander – denn es kommen Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammen. Kulturelle Unterschiede können auf der einen Seite eine große Bereicherung sein – wir haben in dieser Beitragsreihe darüber berichtet – auf der anderen Seite aber auch viele Vorurteile, fremdartige Verhaltensweisen und unüberwindbare Barrieren mit sich bringen.

Im fünften und letzten Teil der Reihe zeigen wir Ihnen, wie Sie sich als Projektleiter auf kulturelle Unterschiede vorbereiten. Lesen Sie, wie Sie Vorurteile aus der Welt schaffen und warum die Intensität der Eingewöhnung in eine fremde Kultur immer zwei Seiten hat, die Sie kennen sollten.

Vorurteile aus der Welt schaffen – die Überwindung kultureller Barrieren

Wer kennt das nicht: Man trifft auf fremde Kulturen und Verhaltensweisen, die man weder kennt noch versteht. Da wir Menschen Gewohnheitstiere sind, können kulturelle Unterschiede aber schnell zu Vorurteilen führen, ohne dass wir mehr über die Hintergründe wissen. In internationalen Projektteams darf das nicht passieren, denn Vorurteile werden die Zusammenarbeit behindern.

Bedenken Sie die möglichen Konsequenzen:

Engstirnigkeit:
Sie beobachten fremde Verhaltensweisen und bestätigen damit automatisch Ihre Vorurteile.

Unverständnis:
Sie interpretieren die Absichten anderer Teammitglieder fehl und ziehen falsche Schlüsse.

Überlegenheitsgefühl:
Sie stellen die eigene Kultur über die fremde Kultur und entwickeln dadurch Intoleranz.

Überwinden Sie stattdessen kulturelle Barrieren:

Neugierde:
Gehen Sie offen auf die fremde Kultur zu und beobachten Sie die Verhaltensweisen wertfrei.

Verständnis:
Machen Sie sich mit der anderen Kultur vertraut, indem Sie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Denken und Handeln im Vergleich zu Ihrer eigenen Kultur analysieren.

Sprachkenntnis:
Bereiten Sie sich auf die Sprache der fremden Kultur vor und lernen Sie zumindest wichtige Grußformeln oder Vokabeln, die für das Projekt von Bedeutung sind.

Kampf der Kulturen – einer geht immer als Sieger hervor

Doch auch, wenn sich jeder Einzelne die größte Mühe gibt, kulturelle Unterschiede zu akzeptieren, in einem internationalen Projektteam wird immer eine Kultur dominieren. Die Gründe dafür sind vielfältig, leuchten aber ein.

Denkbar ist zum Beispiel, dass sich die dominierende Kultur aufgrund des Standorts ihres Mutterkonzerns herauskristallisiert. Auch die Mehrzahl der Projektmitglieder aus einer bestimmten Kultur kann entscheidend für die Dominanz im Projektteam sein, genauso wie der bevorzugte Ort für die Projektbearbeitung.

Doch egal, was letztlich der Grund für die Dominanz einer Kultur ist, es entstehen in jedem Fall zwei Perspektiven für die Mitarbeit an einem Projekt. Ihre Aufgabe besteht entweder in der:

Mitarbeit an einem Projekt, das von einer fremden Kultur dominiert wird

oder in der

Integration von Mitgliedern fremder Kulturen in ein Projekt, das von Ihrer Kultur dominiert wird.

Beide Perspektiven bergen für alle vertretenen Kulturen Herausforderungen, die gemeistert werden müssen, um eine Zusammenarbeit zu ermöglichen. Eine entscheidende Rolle spielt die Intensität der Eingewöhnung. Wir nehmen deshalb beide Perspektiven einmal genauer unter die Lupe.

Mitarbeit im fremden Projekt – von der Eingewöhnung hängt alles ab

Auch wenn es vorrangig auf Ihre Projektmitarbeiter zutrifft, auch Sie als Projektleiter können vor der Herausforderung stehen, ein Projekt leiten zu müssen, in dem Ihre Kultur nicht die dominante ist. Diese Situation liegt dann vor, wenn die Abwicklung des Projekts im Land der fremden Kultur erfolgt. In diesem Fall stammen Sie selbst als Projektleiter aus einer fremden Kultur und haben bisher vorwiegend mit Ihrer eigenen und nicht mit der fremden zusammengearbeitet.

Folgendes Szenario tritt daher oftmals genau in dieser Reihenfolge ein:

Zunächst besteht eine hohe Erwartungshaltung, die sich durch Unsicherheit auf der einen und großem Interesse und Neugierde auf der anderen Seite bemerkbar macht.

Später folgt Ernüchterung, die durch ungewohnte Denk- und Verhaltensweisen der fremden Kultur, aufkommende Sprachbarrieren und fehlende soziale Kontakte verstärkt wird.

Letztlich erleiden Sie einen Kulturschock, der sich durch einen Stimmungswandel und die Bestätigung anfänglicher Vorurteile äußert, bis hin zur Hinterfragung Ihres Projektantritts.

Um diesem Szenario vorzubeugen, sollten Sie sich auf kulturelle Unterschiede in der Gastkultur intensiv vorbereiten und eine realistische Erwartungshaltung aufbauen – inklusive der Einstellung auf mögliche Schwierigkeiten.

Die Eingewöhnung in die fremde Kultur kann dann in drei Intensitäten erfolgen:

Aufgehen in der fremden Kultur:
Die fremde Kultur überzeugt Sie, sodass Sie mit der Zeit Ihre eigenen Werte ablegen und den Lebensstil der fremden Kultur übernehmen. Diese Intensität der Eingewöhnung erfolgt jedoch eher selten und wenn, dann meist aufgrund langfristiger persönlicher Bindungen. Oftmals führt das auch dazu, dass Sie nicht mehr in anderen Kulturen einsetzbar sind und das zudem gar nicht mehr wollen, da Sie in der neuen Kultur bereits Fuß gefasst haben.

Leben in zwei Kulturen:
Wenn Sie dieser Typ Mensch sind, bezeichnet man Sie als Kosmopolit. Sie leben sowohl in Ihrer eigenen als auch in der fremden Kultur. Dazu müssen Sie auf der einen Seite selbstbewusst Ihre eigenen Werte bewahren und auf der anderen Seite eine hohe interkulturelle Kompetenz aufweisen, um der fremden Kultur offen und tolerant zu begegnen. Die Kunst besteht also darin, den Mittelweg zwischen Integration und Differenzierung zu finden. Wenn das gelingt, ist diese Intensität der Eingewöhnung die erfolgversprechendste, da die Verbindung der Elemente beider Kulturen Effizienz und Kreativität fördern.

Ablehnen der fremden Kultur:
Wenn Sie stur auf Ihren eigenen Werten beharren, zu Kompromissen nicht bereit sind und grundsätzlich Ihre eigenen Lösungen durchsetzen wollen, führt das zu Stress, Aggression und Überheblichkeit. Die fremde Kultur lehnen Sie ab, was wiederum zu einer Ablehnungshaltung auf Seiten der fremden Kultur führt – eine Frontenverhärtung ist das Endprodukt.

Letztlich liegt es an Ihnen, wie Sie mit Ihrer Rolle des Projektleiters in einer fremden Kultur umgehen. Ihr Ziel sollte immer der Kosmopolit sein.

Kulturelle Unterschiede im eigenen Projekt – Ihr Feingefühl ist gefragt

Betrachten wir die andere Seite – die für Sie sicherlich häufiger vorkommen wird: Sie haben Projektmitglieder, die aus einer fremden Kultur zu Ihrem Projektteam stoßen. Durch die vorab beschriebene Perspektive, in der Sie der Neue in einer dominierenden fremden Kultur sind, können Sie sich nun besser in diese Person hineinversetzen.

Ihre Aufgabe ist es, der fremden Person die Integration zu vereinfachen. Sicherlich haben Sie gegenüber dem neuen Teammitglied aus der anderen Kultur eine gewisse Erwartungshaltung. Ein Fremder stößt schließlich in Ihr Territorium vor und muss sich anpassen. Vielleicht finden Sie seine ungewohnten Denk- und Verhaltensweisen anfangs sogar belustigend. Aber Vorsicht, das kann sich auf beiden Seiten schnell ändern und bis hin zu Gereiztheit, Auseinandersetzungen oder Frustration führen. Da Sie sich in Ihrem eigenen Revier bewegen, wird Ihr Selbstbewusstsein viel stärker ausgeprägt sein als das des Fremden. Auch Ihr Team wird das merken und sich überlegen fühlen. Damit werden Sie aber keine gute Basis für die Zusammenarbeit schaffen. Im Gegenteil, die Intensität seiner Eingewöhnung kann negativ beeinflusst werden. Denn auch für den Fremden gibt es die bekannten drei Möglichkeiten: Aufgehen in der fremden Kultur, Leben in zwei Kulturen oder Ablehnen der fremden Kultur.

Überlegen Sie daher immer, wie Sie aufgenommen werden möchten. Versuchen Sie Barrieren von Anfang an aus der Welt zu schaffen und wenden Sie unsere Tipps aus dieser Beitragsreihe für die erfolgreiche Führung, Zusammenarbeit und Kommunikation in internationalen Projektteams an, um die Eingewöhnung für beide Seiten so optimal wie möglich zu gestalten.

Reintegration als letzter Schritt – der Weg zurück in die eigene Kultur

Nach Abschluss eines internationalen Projektes steht für die Projektmitglieder die Rückkehr in die eigene Kultur an. Je nach Dauer des Projekts und Intensität der Eingewöhnung in die fremde Kultur kann auch die Rückkehr in die eigene Schwierigkeiten bereiten. Die ursprünglich fremden Werte können so akzeptiert worden sein, dass die eigenen fremd erscheinen. Ein zu Ihnen zurückkehrendes Teammitglied kann daher Zeit brauchen, sich zu reintegrieren. Das können Sie unter Umständen damit vergleichen, einen Mitarbeiter aus einer fremden Kultur neu in Ihr Team einzugliedern.

Sie sehen, die Arbeit in internationalen Projektteams und verschiedenen Kulturkreisen birgt eine Menge Herausforderungen – auf beiden Seiten. Wir hoffen, wir konnten Ihnen einen Überblick über das Thema kulturelle Unterschiede geben. Wenn Sie mehr erfahren möchten, besuchen Sie unsere Veranstaltungen zum Thema Projektmanagement.

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Autorin Martina Eckermann von Management Circle
Über die Autorin

Martina Eckermann

Als Teamleiterin des Online-Marketings und Blog-Autorin der ersten Stunde bietet Martina Eckermann kreativen Content in Form von Whitepapern und Analysen an. Mit über 12 Jahren Berufserfahrung bringt sie viel Know-how in Content Marketing und Webanalyse mit.

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