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Leistungsfähige Organisationen brauchen auch Veränderungen hinsichtlich des Vertrauens gegenüber Mitarbeitern und der Art der Kommunikation. Dr. Andreas Schiel hat einen Blick in die künftige Arbeitswelt gewagt und verrät, wie Unternehmen die Trends und Umbrüche nutzen können, umzudenken.
Was sind die echten Entwicklungen, mit denen wir in der Arbeitswelt der Zukunft rechnen sollten?
Da Sie nach „echten Entwicklungen“ fragen, bietet es sich an, mit einem Begriff aus Ihrer nächsten Frage zu antworten: In der Zukunftsforschung unterscheidet man seit John Naisbitts 1982 erschienenem Buch „Megatrends“ langfristige, über mehrere Jahrzehnte stabile Entwicklungen mit globalen Auswirkungen von kurzlebigen Trends, die man eher als Moden betrachten kann. Der Zukunftsforscher Naisbitt nannte damals als relevante Megatrends unter anderem die Entwicklung von der Industrie- zur Informationsgesellschaft, die Globalisierung der Märkte, die Dezentralisierung von Organisationen jeder Art, eine zunehmende Bedeutung der Eigenverantwortung, sowie den Wandel von Hierarchien zu Netzwerken. Das sind alles Punkte, die ohne Zweifel auch unsere Arbeitswelt bereits in den vergangenen Jahrzehnten geprägt haben und in Zukunft noch vermehrt prägen werden. Manchmal lohnt es sich also, für ein verlässliches Bild der Zukunft auch in die Vergangenheit zu schauen.
Was aber bedeuten diese Trends konkret für die Arbeitswelt?
Teilweise erleben wir es schon heute: Mit der sogenannten Digitalisierung hat eine zweite Welle der Informatisierung und Maschinisierung der Arbeitswelt eingesetzt. Nachdem im 20. Jahrhundert vorwiegend körperliche Arbeit durch Maschinen automatisiert wurde, geht es nun unter dem Stichwort Künstliche Intelligenz um die Automatisierung auch geistiger Tätigkeiten.
In welchem Umfang das geschehen wird, ist im Moment aber noch nicht ganz klar. Die Globalisierung, die weite Teile der Arbeitswelt bereits stark verändert, bedeutet weit mehr als nur Internationalisierung. Sie verstärkt die Trends der Dezentralisierung und steigenden Eigenverantwortung, weil global engagierte Organisationen immer mehr darauf angewiesen sind, das selbstständige Einheiten und kompetente Mitarbeiter den spezifischen Gegebenheiten vor Ort Rechnung tragen. Das wiederum ist ein wichtiger Grund, warum starre Hierarchien immer mehr in die Kritik geraten und als Hemmschuh effizienter Zusammenarbeit wahrgenommen werden.
Wer klug ist, arbeitet bereits heute am Aufbau von Netzwerken, die nicht an der eigenen Unternehmensgrenze halt machen.
Vielmehr sollten diese flexibel diejenigen Akteure einbinden und mit Entscheidungskompetenz ausstatten, die zur nachhaltigen Lösung von Problemen und Befriedigung von Kundenwünschen die jeweils (wettbewerbs-) entscheidenden Kompetenzen einbringen können.
Teilen Sie diese Auffassung, dass Digitalisierung ein Megatrend ist? Was wird nachhaltig bleiben?
Wenn wir Digitalisierung als den Wandel von der (analogen) Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft begreifen, dann ist sie ohne Zweifel ein Megatrend, der sich jetzt schon über viele Jahrzehnte hält. Wir befinden uns jetzt aber in einer besonderen Phase, in der durch Computertechnologie immer mehr geistige Tätigkeiten automatisierbar werden. Das ist ein Novum, welches sich jetzt zu der enormen Vervielfachung und Beschleunigung von Möglichkeiten der globalen Kommunikation und Steuerung durch digitale Technik, mit der wir bereits täglich zu tun haben, dazugesellt.
Denken wir in Extremen, kann sich die Automatisierung geistiger Arbeit in zwei Richtungen auswirken: Einerseits ist denkbar, dass wir in ein bis zwei Jahrzehnten einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit erleben, weil, wie es die ehemalige HP-Chefin Carly Fiorina prophezeite, alles digitalisiert wird, was digitalisiert werden kann. Andererseits ist aber ebenso gut vorstellbar, dass zwar viele Routinetätigkeiten wie Rechnungsstellung, Personalauswahl oder Beschwerdemanagement automatisiert werden, die Menschen dafür aber vermehrt mit anspruchsvollen und komplexen Problemen im intellektuellen und sozialen Bereich betraut werden. Die Arbeitswelt würde dann vielleicht anstrengender, aber auch abwechslungsreicher und nicht notwendig weniger.
Welche Qualifikationen müssen Arbeitnehmer mitbringen? Was müssen wir unseren Kindern für Fähigkeiten mit auf den Weg geben, um Sie für die Zukunft bereit zu machen?
Ich tue mich schwer damit, eine eindeutige Antwort auf diese Frage zu geben. Einige Tendenzen sind aber recht klar: Egal wieviel Arbeit es in der Zukunft geben wird, die gute und gut bezahlte Arbeit wird immer mehr anspruchsvolle Arbeit sein, auf die eine formalisierte Ausbildung nur in Grenzen vorbereiten kann. Komplexe Aufgaben werden an Bedeutung gewinnen. Das kann Arbeit sein, die vor allem den Intellekt stark herausfordert und die Fähigkeit Wissen aus unterschiedlichen Feldern schnell auf neue Probleme zu übertragen. Vielfach werden Kreativität und eigenständiges Denken gefragt sein.
Vielleicht werden es aber vor allem soziale Kompetenzen sein, die Menschen in der Arbeitswelt der Zukunft auszeichnen.
Denn Vertrauen, Empathie und die Fähigkeit zur Kooperation unter sich ständig wandelnden Umständen, sind Eigenschaften, die Menschen dauerhaft von Maschinen unterscheiden.
Sehen Sie eine Gefahr, dass Mitarbeiter auf der Strecke bleiben? Wie können Unternehmen da entgegensteuern?
Unternehmen müssen sich fragen, ob sie eine konsequente Digitalisierungs- und Automatisierungsstrategie fahren können und wollen – und zu welchem Preis. Selbst ein hochmodernes und junges Unternehmen wie Tesla musste einsehen, dass vollständige Automatisierung vielleicht nicht die richtige Strategie ist, wenn Kunden hohe Qualität und Zuverlässigkeit erwarten. Andererseits zeigt ein solches Beispiel natürlich auch, dass je nach Branche ein hohes Automatisierungspotenzial besteht und Menschen im Extremfall als Arbeitskraft komplett überflüssig werden können. Das muss ja allerdings nicht heißen, dass diese Mitarbeiter für ihr Unternehmen insgesamt uninteressant werden. Vielleicht können sie mit neuen Aufgaben betraut werden?
Arbeitsmarktforscher sind sich heute weitgehend einig, dass wir durch die Digitalisierung in den kommenden fünf bis zehn Jahren im Saldo eher mit einer steigenden Nachfrage nach Arbeitskräften rechnen müssen, weil neue Technologien erst implementiert werden. Bereits dieser Prozess wird aber nicht ohne Verwerfungen und Arbeitsplatzverluste ablaufen. Wo Unternehmen das nicht ausgleichen können oder wollen ist natürlich auch der Staat mit vermehrten Angeboten der Umschulung gefragt.
Und schließlich müssen wir als Gesellschaft die Frage beantworten, ob wir die durchautomatisierte, womöglich entmenschlichte Zukunft wollen, oder ob wir die absehbare Automatisierungsrendite nicht nur einigen wenigen als finanziellen Gewinn überlassen: Wir könnten schließlich auch einen Boom von Wissenschaft, Kultur und sozialer Arbeit erleben, wenn wir solche Tätigkeiten als Kunden oder Steuerzahler denn finanzieren möchten. Der Umbruch in der Arbeitswelt, in der wir uns befinden, bringt viele Unsicherheiten und damit aber auch enorme Gestaltungsmöglichkeiten mit sich.
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