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Wir leben in Zeiten stetiger (digitaler) Veränderung und einem harten „War for Talents“. Um sich diesen Herausforderungen erfolgreich zu stellen, starten immer mehr Unternehmen sogenannte „Reverse Mentoring-Programme“. Dabei erfolgt eine individuelle Begleitung erfahrener Führungskräfte durch Digital Natives, also junge Menschen ab dem Jahrgang 1981, die mit digitaler Technologie aufgewachsen sind und Einblicke in deren Realität geben. Wie funktioniert eigentlich die gerade am schnellsten wachsende Plattform TikTok? Wie kommunizieren junge Menschen miteinander? Was erwarte ich von einem potenziellen Arbeitgeber?
Das Format des Reverse Mentorings ist durch die Erlebbarkeit und einfache Umsetzung besonders wirksam. Ohne Change-Esoterik, ohne Consulting-Blabla. Jonas Sowa, Founder des Digital Native Netzwerks DIGITAL8.ai, zeigt in diesem Beitrag, wie Reverse Mentoring in der Praxis funktioniert.
Gewohnheiten und Konsumverhalten verändern sich. Das ist ganz normal. Neue Technologien und Produkte entstehen, zum Teil ohne, dass man es mitbekommt. Die Generationen driften auseinander, geteilte gemeinsame Realitäten schwinden. Hinzu kommt ein dramatisch wachsender Nachwuchs- und Fachkräftemangel mit neuen Anforderungen an Unternehmen und Führungskräfte.
Reverse Mentoring hilft, diesem „Auseinanderdriften“ entgegenzuwirken. Dabei ist es mehr als ein Austausch zu Digitalisierung: Es fördert den kulturellen Wandel im Unternehmen mit dem Ziel, digitales Know-how und ein neues Mindset in der Organisation zu verankern. Es geht um einen lebendigen Austausch und das Kennenlernen der Lebenswelten unterschiedlicher Generationen.
Reverse Mentoring stellt das klassische Mentoring auf den Kopf. Hier lernen die „Digital Immigrants“, also die vor 1981 Geborenen, von den „Digital Natives“. Das können Nachwuchskräfte, Berufsanfängerinnen und -anfänger oder einfach junge Mitarbeitende sein. Sie haben die technologische Entwicklung quasi bereits mit der Muttermilch aufgesogen.
Digital Natives geben das Tempo in den Märkten vor und sind mit ihren veränderten Gewohnheiten ein wesentlicher Grund dafür, dass herkömmliche und seit vielen Jahrzehnten bestehende Geschäftsmodelle immer stärker angegriffen werden. Außerdem sind Digital Natives durch verändertes und steigendes Konsumverhalten eine äußerst relevante Zielgruppe.
“Das Lernen von und mit den Kunden der Zukunft wird oft noch unterschätzt und birgt ein enormes Potenzial: Eine Fremdsprache lernt man ja auch besser bei einem Muttersprachler als bei jemandem, der vor 5 Jahren mal einen Sprachkurs gemacht hat.”
Die Aufgaben von Führungskräften werden vielschichtiger: Motivieren, Fördern, Digitalisieren, das Bestehen gegen Start-ups und Tech-Konzerne sichern – und dabei zusätzlich das Unternehmen (und sich selbst) weiterentwickeln:
Verstehe ich meine Kundinnen und Kunden?
Wie verändern sich Bedürfnisse und Technologien?
Unterstützt meine Kultur diese Entwicklungen (z. B. durch eine offene Feedbackkultur)?
Wie interpretiere ich die Anforderungen neuer Talente und werde oder bleibe für sie attraktiv?
Wer Antworten auf solche Fragen sucht, ist beim Reverse Mentoring genau richtig. Hier entsteht Mehrwert durch direkten und offenen Austausch mit den Kunden und Mitarbeitenden der Zukunft. Reverse Mentoring hilft, diese Zukunft besser zu verstehen.
In Reverse Mentoring-Programmen findet über sechs bis zwölf Monate ein ungezwungener Austausch zwischen einer Führungskraft und einem Digital Native als Mentorin oder Mentor statt. Das Ziel ist klar: Die Führungskräfte sollen in einem direkten und intensiven Austausch fit gemacht werden für die (digitale) Zukunft.
Wer sind die Digital Natives und Mentoren, die die Digital Immigrants (vor 1981 Geborene) fit für die Zukunft machen? Folgende Eigenschaften sind aus unserer Sicht erfolgsentscheidend:
Das Alter: Die Tandems müssen in jedem Fall aus unterschiedlichen Generationen kommen (z. B. Gen X mit Gen Z). Zudem sollten Mentoren Digital Natives sein, also mit digitaler Technologie aufgewachsen.
Der Typ: Da die digitale Transformation oft im Mittelpunkt steht, ist eine hohe Digitalaffinität und Neugier an Technologie wichtig. Viel entscheidender ist aber, dass die Mentoren Spaß am Austausch haben; offene, mutige Charaktere, die sich vor kritischen Diskussionen nicht scheuen.
Das gewisse Etwas: Spannende Profile wie Schüler, die bereits vor dem Abitur ihr eigenes Start-up aufgebaut haben, Studentensprecherinnen, Nachhaltigkeitspioniere und Coding-Experten geben Einblicke in die Anforderungen und Realitäten junger Menschen allgemein, bringen aber auch inspirierende Extra-Erfahrungen mit.
Ein Beispiel ist Philipp, Gründer von Upsters Energy und YZMedia, der auf Social Media wöchentlich mehr als 1,5 Millionen User erreicht. Oder Dinye, die als Young Professional bei der Studenten-App Jodel arbeitet und sich ehrenamtlich als Karriere-Coach für Flüchtlinge und Migranten einsetzt. Beide teilen ihre Erfahrungen u. a. auch auf Linkedin.
Dabei ist es wichtig, dass die Teilnehmer neben dem fachlichen Austausch zu Digitalthemen auch auf spannende Charaktere und Gegensätze treffen. Sie müssen bereits vor dem Kickoff – ähnlich wie bei einer Dating-App – ihre Person, ihre Interessen beschreiben und ihre Bedarfe angeben. Dass es oft Externe sind, die für die digitale Nachhilfe sorgen, hat einige Vorteile: Zum einen gibt es einen zusätzlichen Blick von außen, zum anderen erfolgt meist eine offenere und direktere Kommunikation, da es keine Hierarchie-Barrieren gibt.
Reverse Mentoring ist ein sehr effektives Format, das bewusst auf Individualität und Flexibilität in der Ausgestaltung setzt. Führungskräfte, die Mentees, sollen ihre Lernreise dabei proaktiv gestalten und ihre Mentoren für ihre wichtigsten Themenbereiche und Fragen nutzen. Wie die Tandems ihr Miteinander gestalten, ist ganz ihnen überlassen. Ob Treffen vor Ort, eine Einladung zum begleiteten Arbeitstag oder regelmäßige Gespräche über digitale Plattformen – alles können sie selbst individuell entscheiden.
Dabei ist Reverse Mentoring mehr als ein Austausch zur Digitalisierung: Es fördert den kulturellen Wandel im Unternehmen mit dem Ziel, digitales Know-how und ein neues Mindset in der Organisation zu verankern. Es geht nicht um theoretisches Wissen, bunte Sitzsäcke und schöne Poster in der Lobby, sondern um einen lebendigen Austausch, ein Kennenlernen der Lebenswelten unterschiedlicher Generationen.
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