Explainable AI (XAI), also die erklärbare Künstliche Intelligenz gewinnt aktuell rasant an Bedeutung, denn sie verspricht Antworten auf eine der größten Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz (KI): Wie können wir die oft undurchsichtigen Entscheidungen von KI-Systemen nachvollziehen und vertrauenswürdig machen? Während klassische KI-Modelle also oft als Black Box wahrgenommen werden, ermöglicht Explainable AI nachvollziehbare, transparente, eben erklärbare Entscheidungen. Und damit liefert sie Fach- und Führungskräften nicht nur technische Erkenntnisse, sondern auch das Vertrauen, KI-Anwendungen sicher und verantwortungsvoll in der Praxis einzusetzen.
Lesen Sie in diesem Beitrag deshalb nicht nur, was Explainable AI genau ist, sondern vor allem, wie sie sich von anderen Arten der Künstlichen Intelligenz unterscheidet und welche Chancen sie bietet – und welche Risiken dabei dennoch nicht zu vernachlässigen sind.
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Explainable AI (XAI), in Deutsch dieerklärbare Künstliche Intelligenz, beschreibt Methoden und Ansätze, die es ermöglichen, die Entscheidungsprozesse von KI-Modellen für den Menschen verständlich darzustellen. Während ein herkömmliches Machine Learning Modell zwar präzise Ergebnisse liefern kann, bleibt oft unklar, WARUM ein bestimmtes Ergebnis zustande gekommen ist. Genau hier setzt Explainable AI an und liefert transparente und nachvollziehbare Erklärungen, visualisiert die Entscheidungswege und schafft höchstmögliche Transparenz.
Darüber hinaus wird Explainable AI eingesetzt, um Bias, Fairness, Genauigkeit und mögliche Verzerrungen in KI-Modellen sichtbar zu machen. Damit erleichtert sie nicht nur die Bewertung von Entscheidungen, sondern auch die Sicherstellung ethischer Standards in sensiblen Anwendungsfeldern.
Ein Beispiel aus der Praxis zur Verdeutlichung: Ein medizinisches KI-System diagnostiziert eine Krankheit anhand von Röntgenbildern. Mit Explainable AI lässt sich nachvollziehen, welche Bildbereiche ausschlaggebend für die Diagnose waren. Dadurch können Ärztinnen und Ärzte das Ergebnis überprüfen und fundierter entscheiden, was zu tun ist.
Die Bedeutung von Explainable AI steigt aktuell rasant durch den zunehmenden Einsatz von KI in sensiblen Bereichen wie:
Gesundheitswesen zur Diagnoseunterstützung und Therapiewahl
Finanzwesen bei Kreditentscheidungen und der Betrugserkennung
Industrie & Produktion für Predictive Maintenance und die Qualitätssicherung
Öffentlicher Sektor im Rahmen von rechtlichen Entscheidungen und Sicherheitssystemen
Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind hier unverzichtbar, um insbesondere:
Vertrauen in KI-Systeme zu schaffen – nicht nur innerhalb von Unternehmen, sondern auch gesellschaftlich, um Akzeptanz neuer Technologien zu sichern
Fehlerquellen schneller zu identifizieren und so die Sicherheit von Entscheidungen zu erhöhen
Ethische Standards einzuhalten sowie und Diskriminierung oder Bias zu vermeiden
Compliance und regulatorische Anforderungen zu erfüllen
Modellabweichungen und Qualitätsverluste frühzeitig zu erkennen, um Schäden zu verhindern
Damit wird deutlich: Vertrauen ist nicht nur ein technisches Ziel, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Bürgerinnen und Bürger akzeptieren KI nur dann, wenn Entscheidungen überprüfbar sind und Grundrechte wie Fairness, Transparenz und Chancengleichheit gewahrt bleiben.
[Explainable AI] erleichtert die Charakterisierung von Modellgenauigkeit, Fairness, Transparenz und Ergebnissen bei der KI-gestützten Entscheidungsfindung. Sie ist für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, Vertrauen zu schaffen, wenn KI-Modelle in der Produktion eingesetzt werden.
Explainable AI nutzt verschiedene Methoden, um die Entscheidungsfindung eines KI-Modells für Menschen verständlich zu machen. Dazu gehören Feature-Importance-Analysen, die aufzeigen, welche Eingabefaktoren den größten Einfluss auf das Ergebnis hatten, Heatmaps, die visuell wichtige Bereiche eines Bildes hervorheben, oder Entscheidungsbäume, die den Weg zu einer Entscheidung schrittweise nachvollziehbar darstellen. Ziel ist es, nicht nur ein Ergebnis zu liefern, sondern auch die Gründe dafür transparent zu machen.
Darüber hinaus kommen in der Praxis weitere Methoden zum Einsatz, etwa:
LIME (Local Interpretable Model-Agnostic Explanations): Erklärt Vorhersagen einzelner Modelle durch lokal vereinfachte Annäherungen
SHAP (SHapley Additive Explanations): Bewertet den Einfluss einzelner Merkmale nach spieltheoretischen Prinzipien
Gegenfaktische Erklärungen: Machen deutlich, welche minimale Änderung am Input ein anderes Ergebnis bewirken würde
Surrogatmodelle: Vereinfachen komplexe Modelle, indem sie diese mit leichter interpretierbaren Ersatzmodellen abbilden
Ein wichtiger Unterschied zu anderen KI-Modellen liegt demnach in der Unterscheidung zwischen Interpretierbarkeit und Erklärbarkeit. „Normale“ KI-Modelle liefern meist nur Interpretierbarkeit – ihre Ergebnisse lassen sich im Nachhinein nachvollziehen, ohne dass klar wird, wie genau die Entscheidung zustande kam. Explainable AI geht einen Schritt weiter und fokussiert auf die Erklärbarkeit: Sie zeigt auf, welche Faktoren zu einer Entscheidung geführt haben und wie das Modell intern arbeitet.
Zwei Praxisbeispiele dazu: Ein klassisches Machine Learning Modell kann vorhersagen, dass ein Kunde wahrscheinlich kündigen wird. Diese Information ist interpretierbar – man kennt das Ergebnis. Eine erklärbare KI hingegen legt zusätzlich offen, dass die Kündigungswahrscheinlichkeit vor allem durch Faktoren wie lange Wartezeiten im Service oder eine geringe Nutzungsfrequenz beeinflusst wurde. Damit wird die Entscheidung nicht nur nachvollziehbar, sondern auch handlungsrelevant.
Oder: Im Office-Alltag könnte ein KI-gestütztes Bewerbermanagement-System nicht nur vorschlagen, welche Kandidatin am besten passt, sondern auch offenlegen, warum: etwa durch eine Gewichtung der Faktoren Berufserfahrung, Ausbildung und Soft Skills. So können Personalverantwortliche die Empfehlung überprüfen, besser nachvollziehen und bei Bedarf korrigierend eingreifen.
Um den Stellenwert von Explainable AI besser einzuordnen, lohnt sich der Vergleich mit anderen gängigen KI-Arten:
| KI-ART | BESCHREIBUNG | VORTEILE | HERAUSFORDERUNGEN |
| Explainable AI (XAI) | Eine KI, die Entscheidungsprozesse transparent und nachvollziehbar macht | Vertrauen, Nachvollziehbarkeit, bessere Akzeptanz | Komplexität der Modelle, oft weniger leistungsstark als „Black-Box-Modelle“ |
| Edge AI | Eine KI, die Entscheidungen direkt auf Endgeräten wie Smartphones oder IoT-Sensoren trifft und dort verarbeitet | Geringe Latenz, Datenschutz, schnelle Reaktionen | Begrenzte Rechenleistung, komplexe Implementierung |
| Generative KI | Eine KI, die neue Inhalte wie Texte, Bilder oder Musik selbst kreiert und nicht nur aus bestehenden Quellen wiedergibt | Kreativität, Automatisierung, neue Geschäftsmodelle | Halluzinationen, Urheberrechtsfragen, Bias |
| Machine Learning (ML) | Ein Teilbereich der KI zur algorithmischen Mustererkennung anhand von Daten | Vielseitig einsetzbar, Grundlage moderner KI | Erklärbarkeit oft eingeschränkt, Datenqualität entscheidend |
| Deep Learning (DL) | Ein Teilbereich des Machine Learning zur Verarbeitung komplexer Datenstrukturen mit neuronalen Netzen | Hohe Genauigkeit, starke Leistung in Bild- & Sprachverarbeitung | Black-Box-Charakter, hoher Ressourcenverbrauch |
| Large Language Models (LLMs) | Ein Teilbereich der KI zur Verarbeitung natürlicher Sprache mit sehr großen Sprachmodellen (z. B. ChatGPT) | Starke Sprachkompetenz, vielseitige Anwendungen | Mangelnde Erklärbarkeit, Bias, hoher Energieverbrauch |
| Natural Language Processing (NLP) | Ein Teilbereich der KI zur Verarbeitung und Analyse von Sprache, etwa für Sentiment-Analysen oder Übersetzungen | Breite Einsatzmöglichkeiten in Kommunikation | Sprachabhängigkeiten, Erklärbarkeit begrenzt |
Ein besonderer Teilbereich, der in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, ist Explainable Generative AI (GenXAI). Während Explainable AI klassische Modelle transparent macht, zielt GenXAI darauf ab, die Ergebnisse generativer Systeme – etwa von ChatGPT oder Google Gemini – nachvollziehbar zu erklären. Damit verbindet GenXAI die Welt der generativen KI mit den Prinzipien der Erklärbarkeit.
GenXAI ist vor allem eine Antwort auf das Problem der sogenannten Halluzinationen generativer Modelle. Diese neigen dazu, überzeugend klingende, aber falsche Informationen zu erzeugen. Mit erklärenden Mechanismen können Nutzerinnen und Nutzer besser nachvollziehen, warum ein Modell eine bestimmte Antwort gibt und welche Quellen oder Kriterien dabei eine Rolle spielten. Das schafft Vertrauen und unterstützt die Qualitätssicherung.
Gerade in sensiblen Bereichen wie Medizin, Recht oder Finanzen kann GenXAI entscheidend sein: Wenn eine generative KI einen medizinischen Befund erläutert, eine rechtliche Einschätzung abgibt oder eine Finanzprognose erstellt, müssen die Entscheidungskriterien transparent und überprüfbar sein. Nur so lassen sich Risiken minimieren und regulatorische Anforderungen erfüllen.
Explainable AI entfaltet ihren Nutzen besonders dann, wenn Entscheidungen nicht nur automatisiert, sondern auch nachvollziehbar getroffen werden. In vielen Branchen sorgt sie dafür, dass Fachkräfte Empfehlungen prüfen, verstehen und fundiert anwenden können. Hier einige Beispiele:
Diese Praxisbeispiele zeigen, dass Explainable AI nicht nur Vertrauen stärkt, sondern auch die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine effizienter und sicherer gestaltet.
Explainable AI ist kein Nice-to-have, sondern eine Grundvoraussetzung für den breiten Einsatz von KI in sensiblen Bereichen. Sie unterscheidet sich klar von Edge AI, Generativer KI oder Deep Learning, da ihr Fokus nicht auf Leistung oder Kreativität liegt, sondern auf Vertrauen und Transparenz.
Unternehmen, die Explainable AI einsetzen, profitieren von einer höheren Akzeptanz ihrer Systeme, können regulatorische Anforderungen erfüllen und schaffen langfristig Wettbewerbsvorteile.
Langfristig hat Explainable AI auch tiefgreifende gesellschaftliche Auswirkungen. Sie stärkt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in digitale Technologien, schützt vor Diskriminierung und sorgt dafür, dass KI-gestützte Entscheidungen nachvollziehbar bleiben. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zu einer demokratisch kontrollierten und fairen digitalen Transformation.
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1. Was ist Explainable AI (XAI)?
Unter Explainable AI, kurz XAI, versteht man erklärbare Künstliche Intelligenz, das heißt, eine KI, die ihre Entscheidungen transparent und nachvollziehbar macht.
2. Warum ist Explainable AI wichtig?
Explainable AI soll Vertrauen in Künstliche Intelligenz schaffen und die Compliance unterstützen.
3. Ist ChatGPT Explainable AI?
Nein, ChatGPT ist ein Large Language Model (LLM) und zählt damit zu den generativen KI-Systemen. Die Erklärbarkeit seiner Ergebnisse ist eingeschränkt – daher ist es kein Beispiel für Explainable AI.
4. Was ist Explainable Generative AI?
Explainable Generative AI, kurz GenXAI, ist ein Teilbereich der erklärbaren KI, der die Ergebnisse generativer Modelle wie ChatGPT erklärbar machen soll, um Halluzinationen zu vermeiden und das Vertrauen in generative KI zu stärken.
5. Welche Methoden nutzt Explainable AI?
Explainable AI setzt vor allem auf Methoden wie Feature Importance, Heatmaps und Entscheidungsbäume.
6. Wo wird Explainable AI eingesetzt?
Explainable AI findet bereits Verwendung in im Gesundheits oder Finanzbereich, der Industrie oder auch dem öffentlichen Sektor.
7. Was ist der Unterschied zwischen Explainable AI und Edge AI?
Während Explainable AI auf die Nachvollziehbarkeit einer KI abzielt, beschreibt Edge AI den Ort der Verarbeitung einer Entscheidung.
8. Was ist der Unterschied zwischen generativer KI und Explainable AI?
Generative KI erzeugt neue Inhalte, während Explainable AI bestehende Entscheidungen verständlich erklärt. Beide können kombiniert werden, etwa wenn ein generatives Modell seine Antworten durch erklärende Mechanismen ergänzt.
9. Welche Herausforderungen hat Explainable AI?
Explainable AI kämpft insbesondere mit Modellkomplexität und Performanceeinschränkungen.
10. Gibt es rechtliche Anforderungen an Explainable AI?
Ja, der EU AI Act erlegt risikobasiert Pflichten für unterschiedliche KI-Systeme auf. Vor allem Hochrisiko-Anwendungen (z. B. im Gesundheitswesen oder bei Kredit-Scoring) müssen Transparenz- und Nachvollziehbarkeitsanforderungen erfüllen.

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Als Content- und SEO-Expertin mit über 14 Jahren Berufserfahrung gestaltet Martina Eckermann seit dem Startschuss 2017 den Management Circle Blog mit. Ihr Herz schlägt für Themen, die Führung neu denken und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Arbeitsalltag beleuchten. In ihren Artikeln kombiniert sie kreative Inhalte mit analytischem Tiefgang – von Whitepapern bis hin zu Trendanalysen. Sie verfasst regelmäßig Artikel, die auf fundierter Recherche und Experteninterviews basieren. Dabei ist sie stets auf der Suche nach frischen Impulsen und Entwicklungen, die Führungskräften echte Orientierung im Business-Alltag bieten.
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