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Wenn Ihr Team in einer heißen Phase eine Aufgabe nach der anderen erledigt, Herr Meyer aber nicht mit seinem To-do fertig wird… Wenn sich Kollegen in der Mittagspause über das schöne Wetter unterhalten, Herr Meyer aber lieber berichtet, woran er gerade arbeitet… Wenn alle nach einem anstrengenden Tag nach Hause gehen, Herr Meyer aber zum wiederholten Male Überstunden macht, obwohl er mit seinen Aufgaben längst fertig sein sollte… Dann sollten Sie langsam hellhörig werden!
All diese Symptome können für ein Boreout sprechen! Ja, richtig gehört. Gemeint sind damit die andauernde Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz sowie deren Auswirkungen. Und die machen sich bemerkbar, denn Herr Meyer versucht, sie zu vertuschen. Wie Sie als Führungskraft einem Boreout-Verdacht nachgehen können, welche Tipps Sie unbedingt beherzigen sollten und wie viele Menschen darunter leiden, lesen Sie in diesem Beitrag!
Ein Boreout beschreibt die andauernde Unterforderung eines Mitarbeiters und in Folge dessen die chronische Langeweile am Arbeitsplatz. Beschäftigte werden also krank, weil sie in ihrem Job über längere Zeit zu wenig gefordert werden. Wie auch das Burnout – der totalen Erschöpfung aufgrund von Druck und Überlastung – kann sich ein Boreout sowohl auf die körperliche als auch auf die psychische Gesundheit eines Menschen auswirken.
Die erste und sehr wichtige Erkenntnis für Sie als Führungskraft ist deshalb: Ihre Mitarbeiter und auch Sie selbst können sich nicht nur aufgrund von Belastung und Erschöpfung ausgebrannt fühlen. Auch Langeweile kann dazu führen, dass wir körperlich und seelisch am Ende sind.
Wie kann es zu einer dauerhaften Unterforderung am Arbeitsplatz kommen? Was führt dazu, dass sich ein Mitarbeiter langweilt? Hier gibt es nicht einen ultimativen Grund, sondern vielmehr diverse Gegebenheiten, welche dieses Gefühl begünstigen. Dazu zählen zum Beispiel:
Fachliche Unterforderung:
Der Mitarbeiter ist für seine Tätigkeiten überqualifiziert.
Monotone Arbeitsvorgänge:
Dem Mitarbeiter fehlt die Abwechslung, in dem, was er tut.
Fehlender Sinn:
Der Mitarbeiter versteht nicht (mehr), warum er die Aufgaben erledigen soll.
Wenige Aufgaben:
Der Mitarbeiter kann seine Arbeitszeit mit seinen Tätigkeiten gar nicht füllen.
Wegrationalisierte Arbeiten:
Der Mitarbeiter soll gewohnte Aufgaben plötzlich nicht mehr erledigen.
Wegfallende Tätigkeiten:
Der Mitarbeiter muss Dinge aufgrund von ersetzender Software nicht mehr tun.
Lange Auftragsflauten:
Der Mitarbeiter hat zeitweise einfach keine To-dos zu erledigen.
Schlechte Team-Strukturierung:
Der Mitarbeiter empfindet die Aufgabenverteilung als ungerecht.
Geringes Feedback:
Der Mitarbeiter hat das Gefühl, dass Sie sich nicht für ihn interessieren.
Diese und vergleichbare Zustände lösen bei Mitarbeitern Stress aus. Mal Hand aufs Herz: Jeder Mensch braucht doch im Leben eine sinnvolle Beschäftigung, oder nicht? Wie würden Sie sich also fühlen, wenn Sie tagtäglich zur Arbeit aufbrechen, zehn Stunden pro Tag dort verbringen, abends aber nach Hause gehen, ohne etwas Sinnvolles gemacht zu haben. Das belastet und hat Folgen:
Zunehmende Langeweile
Chronische Unzufriedenheit
Starkes Desinteresse
Wertloses Gefühl
Steigende Antriebslosigkeit
Wachsender Frust
Häufige Resignation
Auffällige Müdigkeit
Ständige Konzentrationsschwierigkeiten
Sichtbare Depressionen
Andauernde Rückenschmerzen
Auftretende Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Das ist nicht selten gar nicht so offensichtlich. Denn Boreout-Betroffene täuschen häufig vor, sehr beschäftigt zu sein, wie auch Herr Meyer aus unserem Anfangsbeispiel – einfach, um das Nichtstun zu kaschieren. Sie fragen sich warum? Die Antwort ist simpel: Wer gibt vor dem Chef schon gern zu, dass ihn seine Tätigkeit langweilt, er nichts zu tun hat oder die Arbeit bei ihm kein Interesse weckt?
Die Furcht vor dem Jobverlust als Folge des offenen Dialogs mit dem Vorgesetzten überschattet meist die Belastung, die durch Unterforderung und Langeweile ausgelöst wird. Schließlich könnte einem dann ja schnell vorgeworfen werden, man sei faul, undankbar und unmotiviert. Kurz gesagt: Der Mitarbeiter sei selbst schuld und müsse an seiner Einstellung arbeiten.
Da Betroffene häufig so denken, ist es an Ihnen als Führungskraft, Ihre Mitarbeiter im Auge zu behalten, um Symptome für Langeweile frühzeitig zu erkennen. Denn dann können Sie auch gegensteuern und die Situation für beide Seiten verbessern: Der Mitarbeiter fühlt sich wieder verstanden und gefordert und Sie haben wieder eine produktive Arbeitskraft. Achten Sie daher bei einem Boreout-Verdacht auf die folgenden Auffälligkeiten oder gar Vertuschungsstrategien:
Aufgaben in die Länge ziehen:
Der Mitarbeiter braucht unverhältnismäßig lang, um ein To-do zu erledigen.
Auf den Bildschirm starren:
Der Mitarbeiter täuscht vor, zu arbeiten – doch eigentlich tut er gar nichts.
Von Aufgaben viel berichten:
Der Mitarbeiter spricht auffällig oft gegenüber anderen über aktuelle To-dos.
Unnötige Überstunden machen:
Der Mitarbeiter bleibt häufig lang im Büro, obwohl es offensichtlich nicht nötig wäre.
Stundenlanges Surfen im Internet:
Der Mitarbeiter arbeitet oftmals gar nicht, sondern nutzt seine Zeit anderweitig.
Häufige Planung von privaten Aktivitäten:
Der Mitarbeiter überlegt sich im Büro, was er nach Feierabend machen will.
Zahlen über Boreout-Betroffene gibt es nur wenige. Noch stärker als beim Burnout wird die Dunkelziffer hier sehr viel höher liegen als bekannt ist, weil kaum jemand darüber spricht, dass er sich bei der Arbeit langweilt. Laut einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sowie dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aus dem Jahr 2012 soll immerhin jeder 7. Angestellte unter dem Langeweile-Syndrom leiden! Das finden wir erschreckend.
Die Studie fand außerdem heraus, dass der handwerkliche Bereich weniger oft von Boreout-Fällen betroffen ist. Das leuchtet ein, schließlich fällt es dort schnell auf, wenn Dienstleister bei Kunden nur herumsitzen und scheinbar nichts zu tun haben. Daher überrascht es auch nicht, dass Boreout-Betroffene vor allem unter Beamten und Verwaltungsangestellten zu finden sind sowie in Dienstleistungsjobs, der Finanzindustrie oder generell in Büro-Tätigkeiten.
Das Wichtigste ist, ignorieren Sie die Anzeichen nicht! Sobald Sie den Verdacht haben, dass einer Ihrer Mitarbeiter unter einem Boreout leidet, sollten Sie aktiv werden. Ein Boreout ist nicht mit Faulheit zu verwechseln! Betroffene Mitarbeiter werden von Ihrem Unternehmen und seinen Strukturen in diese Situation hineinmanövriert. Ihr Job als Vorgesetzter ist es, das zu vermeiden!
Wir empfehlen Ihnen daher:
Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen
Wenn Sie das Gefühl haben, dass einer Ihrer Mitarbeiter unterfordert ist, beobachten Sie ihn eine Zeitlang. Erkennen Sie Symptome für Langeweile bei ihm? Dann dokumentieren Sie diese. Schreiben Sie sich nicht nur auf: Heute war Herr Meyer gelangweilt. Notieren Sie sich auch, welcher Tätigkeit er gerade nachgeht, was ihn langweilt, wie viel Zeit er benötigt, ob er nur vorgibt, beschäftigt zu sein und so weiter. Auf diese Weise können Sie sich herantasten. Wenn Sie nach einigen Tagen ihre Aufzeichnungen durchgehen, merken Sie, ob es nur eine kurze Phase oder ein dauerhafter Zustand ist und sollten handeln
Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Mitarbeiter
Viele Chefs sagen, wenn einen Mitarbeiter etwas stört, muss er sich melden. Aber so einfach ist das nicht. Vielleicht schämt er sich dafür, dass er sich langweilt oder hat Angst davor, dass Sie ihn nicht verstehen. Besser ist es, wenn Sie aufmerksam sind und das Gespräch suchen. Wenn Sie dann feststellen, dass Ihre Beobachtungen falsch sind und es für die Auffälligkeiten Erklärungen gibt, auch gut – vielleicht haben Sie aber recht. Schildern Sie daher aus der Ich-Perspektive Ihre Beobachtungen. Werden Sie nicht anklagend, bleiben Sie ruhig und sachlich. Stellen Sie klar, dass Sie dem Mitarbeiter nichts vorwerfen, sondern ihn verstehen wollen. So schaffen Sie eine Vertrauensbasis und nehmen ihm die Angst, darüber zu sprechen. Fragen Sie nach seiner Wahrnehmung: Warum fühlt er sich gelangweilt.
Prüfen Sie die Strukturen in Ihrem Team:
Wenn Sie sich mit Ihrem Mitarbeiter ausgetauscht haben, geht es an die Ursachenforschung. Vielleicht sind bereits Strukturen im Unternehmen oder Prozesse im Team genannt worden, welche die Unterforderung begünstigen. Schauen Sie dort genauer drauf. Analysieren Sie gemeinsam, was sich ändern muss und was Sie tun können, um die Situation zu verbessern. Wenn sich Dinge auftun, die Sie nicht selbst entscheiden können, dann teilen Sie das Ihrem Mitarbeiter mit und nehmen Sie die Punkte anschließend mit zu Ihrem Chef.
Motivieren Sie Ihren Mitarbeiter, Verantwortung zu übernehmen:
Nicht ist motivierender, als wenn man für etwas selbst verantwortlich ist. Überlegen Sie also, welche Aufgabe Sie Ihrem Mitarbeiter übertragen können, in der er aufgeht, Verantwortung trägt und erfolgreich sein kann. Mit Eigenverantwortung vermitteln Sie die beste Wertschätzung, widerlegen das Gefühl, dass der Mitarbeiter nicht gebraucht wird und sich deshalb langweilen muss. Die meisten Mitarbeiter nutzen diese Chance gerne, um sich zu beweisen. Und darauf können Sie für die Zukunft aufbauen.
Lassen Sie mehr Flexibilität zu:
Sie sollten auch darüber nachdenken, die Arbeitszeit flexibler zu gestalten. Vielleicht gibt es Stoßzeiten, in denen einige mehr zu tun haben und Flauten, in denen Mitarbeiter kaum etwas zu tun haben. Dann macht es Sinn, die Arbeitszeiten so zu legen, dass alle gut ausgelastet sind, auch wenn das bedeutet, dass sich die Arbeitszeiten unterscheiden. Sie profitieren am Ende alle davon. Der vom Boreout geplagte Mitarbeiter ist zufrieden, motiviert und produktiv, Ihr Team ist ausgeglichener und Sie werden die Ergebnisse erzielen, die Sie brauchen. Vielleicht ist auch Homeoffice eine Variante, die Sie einführen sollten. Denn auch das vermittelt Wertschätzung und lässt Mitarbeiter so individuell arbeiten wie nötig.
Wenn Sie selbst in der Situation sind, dass Sie einzelne Aufgaben langweilen oder Ihnen sinnlos erscheinen, sollten Sie nicht lange warten, das anzusprechen. Vermeiden Sie ein Boreout, indem Sie:
Gezielt in den Dialog mit Ihrem Arbeitgeber gehen
Spannendere Tätigkeiten aktiv einfordern
Ihre Wünsche positiv für Ihren Vorgesetzten verpacken
Auch ungefragt neue Dinge erarbeiten
Die Fühler in andere Abteilungen ausstrecken und
Als letzte Konsequenz auch die Kündigung einreichen.
Zu viel Langeweile macht krank. Ein gewisses Maß an Stress kann hingegen gesund sein. Es geht also darum, für den Arbeitsalltag einen Mittelweg zu finden, mit dem Mitarbeiter, Führungskraft und Unternehmen gut zusammenarbeiten können. Dieser Weg liegt im Bereich des gesunden Forderns.
Jetzt fragen Sie sich zu Recht: Wie sieht gesundes Fordern aus? Was ist gesunder Stress? Vielleicht kennen Sie das: Steht eine wichtige Aufgabe bevor, schleicht sich das Gefühl von Nervosität oder Anspannung ein. Dieses ist aber nicht schädlich oder warnt gar vor einem Burnout. Es sorgt vielmehr dafür, dass wir uns besser konzentrieren und damit leistungsfähiger werden, als wenn wir Aufgaben zu leichtfertig angehen und ihnen nicht die nötige Bedeutung beimessen.
Das liegt in unserer Natur begründet: Herausforderungen sorgen für einen erhöhten Adrenalin- und Blutzuckerspiegel, sodass unser Körper mit Energie versorgt wird. Atmung und Herzschlag beschleunigen sich, die Muskeln werden durchblutet, wir sind wach und gewappnet. Haben wir die Aufgabe erfolgreich gemeistert, machen sich Dopamin und Serotonin bemerkbar – Glückshormone.
Das gesunde „Gefordert-Sein“ ist daher das, was Mitarbeiter motiviert, sie aber aus Burnout und Boreout raushält. Und für diese sensible Waage sind Sie als Führungskraft verantwortlich!
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Als Teamleiterin des Online-Marketings und Blog-Autorin der ersten Stunde bietet Martina Eckermann kreativen Content in Form von Whitepapern und Analysen an. Mit über 12 Jahren Berufserfahrung bringt sie viel Know-how in Content Marketing und Webanalyse mit.
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