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Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Relevanz. Richtlinien, Gesetze und Ansprüche beeinflussen das unternehmerische Handeln und gestalten den Begriff Nachhaltigkeit neu. Um im heutigen Markt bestehen zu können und einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz zu erlangen, investieren immer mehr Unternehmen in Nachhaltigkeit und wollen dies entsprechend auf ihr Unternehmen übertragen. Um dies erfolgreich zu gestalten, muss das Unternehmen Bemühungen in diesem Themenkomplex im internen sowie externen Kontext anstellen und eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln, welche abschließend in dem Unternehmen umgesetzt und verankert wird. In diesem Beitrag beleuchten Jörg Högemann und Naime Schimanski von der einfach.effizient. Treuhand Unternehmensberatung GmbH & Co. KG das Thema Nachhaltigkeitsstrategieentwicklung und geht der Frage nach, ob die Wesentlichkeitsanalyse als vorgeschriebene Grundlage für die Nachhaltigkeitsstrategie geeignet ist.
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Zum ProfilDie Nachhaltigkeitsstrategie definiert den langfristigen Beitrag des Unternehmens zur nachhaltigen Entwicklung. Sie kommuniziert klar die Nachhaltigkeitspositionierung nach innen und außen und formuliert die strategischen Ziele und Maßnahmen des Unternehmens. Die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens baut inhaltlich auf der Vision, den Zielen und dem angestrebten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens auf. Für die Kommunikation der Nachhaltigkeitspositionierung spielt der Kontext des Unternehmens eine große Rolle. Dies sind:
Die internen Stärken und Grenzen
Externe Faktoren, wie zum Beispiel der Klimawandel und gesetzliche Rahmenbedingungen
Die Marktentwicklung
Das Unternehmensumfeld
Der Strategieprozess beinhaltet die Konzeption der Nachhaltigkeitsstrategie, legt die Ziele und Maßnahmen fest und verankert die Strategie innerhalb des Unternehmens.
Als Grundlage einer Nachhaltigkeitsstrategie muss der Strategieprozess initiiert werden. Das bedeutet, dass das Nachhaltigkeitsverständnis innerhalb des Unternehmens geklärt werden muss. Dabei können zentrale Fragen, wie zum Beispiel „Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit aktuell in der Unternehmensstrategie und soll es zukünftig haben?“ und „Welche Verantwortung hat das Unternehmen für Mensch und Natur?“ gestellt werden.
Nachdem diese Fragen beantwortet und ein gemeinsames Verständnis der Nachhaltigkeit erarbeitet wurde, müssen die Themen Nachhaltigkeit und Strategie in den Köpfen der Mitarbeitenden und Führungskräfte verankert werden. Workshops und Weiterbildungen helfen bei der Qualifizierung und bereiten das Unternehmen auf den Prozess der Strategieentwicklung vor.
Anschließend muss die strategische Analyse, also eine Bestandsaufnahme des aktuellen Zustandes des Unternehmens durchgeführt werden, welches den zweiten Schritt innerhalb des Strategieentwicklungsprozesses abbildet. Die Bestandsaufnahme beinhaltet die Stakeholder Analyse, in der wichtige Anspruchsgruppen definiert werden, und die Wesentlichkeitsanalyse, mittels der die Fokusthemen des Unternehmens festgelegt und die damit verbundenen Aktivitäten beschlossen werden.
Aufbauend auf der Bestandsaufnahme, wird der dritte Schritt eingeleitet: Die Strategieformulierung. Darunter fällt die Formulierung und Einigung innerhalb des Unternehmens zu einem einheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis, die Definition eines Anspruchsniveaus, die Formulierung der Vision und Mission, sowie die Definition der Maßnahmen und Ziele. Wichtig zu beachten ist, dass die Strategie des Unternehmens auf der Vision und Mission aufbaut. Die Vision beschäftigt sich mit der Frage, wie das Unternehmen zukünftig aussehen soll und die Mission beantwortet anschließend, wie die Vision erreicht werden kann.
Der vierte und letzte Schritt des Strategieprozesses umfasst die Umsetzung und Verankerung der Strategie innerhalb des Unternehmens. Unter die Umsetzung des Nachhaltigkeitsstrategieprozesses, fällt:
Der Aufbau der Nachhaltigkeitsorganisation
Die Zuweisung der Verantwortlichkeiten
Die strukturelle Integration der Nachhaltigkeitsthemen in der Organisation
Die Schulung und Sensibilisierung der Führungskräfte
Das Einbinden der Mitarbeitenden
Das Ableiten der Bereichsziele und Maßnahmen aus der Strategie
Für die Verankerung der Strategie innerhalb des Unternehmens, sollte in einem Gremium, wie zum Beispiel einem Nachhaltigkeitsarbeitskreis der regelmäßige Austausch sichergestellt werden. Weiterhin müssen die Nachhaltigkeitsziele im Management verankert, Mitarbeitende geschult werden und es muss eine regelmäßige Nachhaltigkeitskommunikation erfolgen, um die Strategie ständig weiterzuentwickeln und zu aktualisieren.
Das Prinzip der Wesentlichkeit (Materiality) ist ein fundamentaler Grundsatz der Wirtschafts- und Abschlussprüfung, der sich damit befasst, alle entscheidungsrelevanten Sachverhalte in Übereinstimmung mit verpflichtenden Standards darzustellen. Entscheidungsrelevant ist alles, was das Unternehmen in der Entscheidungsfindung beeinflussen kann. Das Prinzip der Wesentlichkeit beschreibt demnach eine Konzentration auf bedeutende und relevante Informationen und schließt somit unbedeutende Informationen aus. Während einer Wesentlichkeitsanalyse, auch Materialitätsanalyse genannt, legt das Unternehmen die wesentlichen Geschäftstätigkeiten offen, welche auf Aspekte der Nachhaltigkeit einwirken. Sie analysiert, welchen wesentlichen Einfluss die Aspekte der Nachhaltigkeit auf die Geschäftstätigkeit haben, und stellt die positiven und negativen Wirkungen und wie diese Erkenntnisse in die eigenen Prozesse einfließen, heraus. Das Ergebnis definiert den Handlungsrahmen für Nachhaltigkeitsmanagement und -berichterstattung.
Für die Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse benötigt es vier Schritte. Der erste Schritt legt die Themen fest, welche relevant für das Unternehmensumfeld sind. Hierbei handelt es sich beispielsweise um ökonomische, soziale, umwelt- und governance Themen aus den 17 Sustainable Development Goals (SDG´s). Der zweite Schritt ermittelt die Bedeutung für die Stakeholder. Dies erfolgt, indem die Themen bewertet und eingeordnet werden, welche im Zusammenhang mit ihrer Bedeutung für die Stakeholder des Unternehmens stehen. Workshops, Online-Befragungen und Experteninterviews können als Methode zur Datenerhebung verwendet werden. Im dritten Schritt wird die Bedeutung für den Unternehmenserfolg definiert. Hierfür werden die Themen im Zusammenhang mit ihrer Relevanz für den Unternehmenserfolg bewertet und eingeordnet. Um Themen aus der Unternehmenssicht zu bewerten, kann zum Beispiel eine Chancen- und Risikoanalyse oder ein Abgleich mit der Unternehmensstrategie durchgeführt werden. In dem letzten Schritt wird die Wesentlichkeitsmatrix erstellt. Die Achsen können externe und interne Stakeholder gegenüberstellen oder bilden die Inside-Out- und Outside-In-Daten ab. Die priorisierten Themen können anschließend zu Kommunikationszwecken genutzt werden.
Eine Grundlage ist laut Duden „etwas, auf dem jemand aufbauen, auf das sich jemand stützen kann, das Ausgangspunkt, Basis für etwas ist“. Doch eignet sich die Wesentlichkeitsanalyse als Grundlage für die Nachhaltigkeitsstrategieentwicklung? JA! Die Wesentlichkeitsanalyse beschäftigt sich mit allen entscheidungsrelevanten Sachverhalten in Übereinstimmung mit verpflichtenden Standards.
Außerdem analysiert sie, welchen Einfluss die Aspekte der Nachhaltigkeit auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens haben und stellt die positiven und negativen Wirkungen heraus. Die Wesentlichkeitsanalyse ist ein strategisches Werkzeug, um Nachhaltigkeitsthemen, die sowohl für das Unternehmen als auch für seine Stakeholder relevant sind, zu identifizieren und zu priorisieren. Das Ergebnis definiert den Handlungsrahmen für Nachhaltigkeitsmanagement und -berichterstattung. Die Erkenntnisse aus der Wesentlichkeitsanalyse bieten somit eine umfassende Grundlage für die Nachhaltigkeitsstrategieentwicklung, da sie auf die Erkenntnisse aufbauen, sich darauf stützen und die strategische Analyseergebnisse als Basis für die Strategieformulierung nutzen kann. Deshalb ist sie auch verpflichtender Bestandteil von der Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie verschiedener Nachhaltigkeitsstandards.
Die ESG-Kriterien und aktuelle Krisen haben ein Umdenken im Investment-Sektor bewirkt. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ESG-Kriterien zu berücksichtigen und abzuwägen. Dabei besteht die Herausforderung vor allem darin, Nachhaltigkeit und Ökonomie in Einklang zu bringen und ESG-Risiken abzuwägen.
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