Speed Reading – oder: Wie Sie die heutige Informationsflut bewältigen!

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23. Mai 2016
Martina Eckermann
Soft Skills
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Wo soll man da nur anfangen: Drei Manuskripte liegen vor Ihnen auf dem Tisch, Sie haben nur wenig Zeit, diese zu lesen, bevor ein wichtiges Meeting beginnt. Und dort sollten Sie über die Inhalte Bescheid wissen. Die Zeit drängt, was nun? Wie können Sie alle Texte so schnell wie möglich durchlesen und dabei auch noch das Wichtigste behalten? Wie schätzen Sie überhaupt Ihre Fähigkeiten ein, neue oder schwierige Texte zu erfassen und zu verstehen? Mit Speed Reading können Sie wertvolle Zeit einsparen und Stress beim Lesen effektiv reduzieren. Wir stellen Ihnen die Methode genauer vor, sprechen mit Expertin Carmen Petry und verraten, wie Sie mit Speed Reading die heutige Informationsflut bewältigen können.

Ist Speed Reading reine Begabung oder eine Frage der Übung?

Schnell neues Wissen verarbeiten – man kann sagen, dass genau diese Fähigkeit heute eine der wichtigsten ist, um im stressigen Berufsalltag überleben zu können. Doch meist ist es gar nicht so leicht, die Unmenge an Zahlen, Daten und Fakten um uns herum ins Gedächtnis zu bekommen. Möglich ist es aber – denn entscheidend für das schnelle Erfassen und Verarbeiten von Texten ist lediglich die richtige Technik. Eine davon ist das Speed Reading. Mit dieser Methode können Sie Ihre Lesegeschwindigkeit am Ende sogar verdoppeln oder verdreifachen.

Sie denken jetzt vielleicht, das schnelle Lesen ist sicherlich eine Frage des Talents, eine reine Begabung, die man hat oder eben nicht. Wenn mir das Lesen besonderen Spaß macht, ich mich leicht konzentrieren und für neue Dinge begeistern kann – und diese Annahme ist nicht falsch, denn wenn Sie zu dieser Art Mensch gehören, können Sie sich zum Lesen von Texten leichter motivieren. Aber die gute Nachricht ist: Mit dem richtigen Training kann tatsächlich jeder ein Speed Reader werden.

Gedächtnistrainerin Carmen Petry definiert die Methode wie folgt:

Speed Reading ist eine erlernbare Technik, um Texte schneller zu lesen. Es erweitert die Fähigkeit des normalen Lesens, indem es die ungenutzten Potenziale des Gehirns aktiviert. Speed Reading ist jedoch nicht nur schneller lesen. Speed Reading trainiert die Fähigkeit, Informationen schneller zu finden, schneller zu selektieren und schneller zu verarbeiten.


C. Petry, Gedächtnistrainerin

Wodurch unterscheiden sich Speed Reader von „Normal“-Lesern?

Eine normale Lesegeschwindigkeit liegt bei etwa 240 Wörtern pro Minute. Zur besseren Vorstellung: In der beliebten und weit verbreiteten Schriftart Arial ist das bei einer Standard-Schriftgröße von 10 ungefähr eine halbe DIN A4-Seite an gedrucktem Text. Für eine Seite benötigen Sie also zwei Minuten. Geübte Speed Reader schaffen hingegen problemlos 400 bis 800 Wörter pro Minute, also das Doppelte bis Vierfache und das sind dann schon ein bis zwei DIN A4-Seiten gedruckter Text! Mit den anfangs erwähnten Texten auf Ihrem Schreibtisch wären Sie also in der Hälfte der Zeit fertig.

Laut Expertin Carmen Petry verbringen hingegen heute die meisten Führungskräfte im Schnitt rund drei Stunden am Tag mit Lesen, bei circa 220 Arbeitstagen sind das 660 Stunden im Jahr. Allein hier birgt die Verdopplung des Lesetempos eine Zeitersparnis von 330 Stunden pro Jahr!

Und denken Sie mal weiter: Im Urlaub könnten Sie in der gleichen Zeit, in der Sie bisher einen Ihrer Lieblingsromane gelesen haben, sogar zwei schaffen. Sie müssten sich nicht mehr entscheiden, welchen von beiden Sie lesen möchten. Klingt das nicht verlockend?

Woher kommt das Speed Reading?

Für das moderne Speed Reading gilt Evelyn Woods als DIE Mitbegründerin überhaupt. Sie hat die Idee des schnellen Lesens in Fähigkeiten heruntergebrochen, die jeder erlernen kann. Um ihr Programm „Reading Dynamics“ zu entwickeln, verbrachte sie sieben Jahren mit intensivster Recherche und detailliertem Studium. 1959 wurde ihre Methode in Washington publik. Ihre Technik ist wohl die gängigste Speed Reading-Technik, die auch John F. Kennedy einst inspiriert hat.

Die Idee dahinter: Durch bestimmte Tricks soll sich das Leseverhalten deutlich verändern und schneller werden. Dazu gehört zum Beispiel auch, eine Seite nicht mehr von links nach rechts, sondern von oben nach unten zu lesen – also nicht mehr ein Wort nach dem anderen, sondern komplette Wortgruppen und Gedankensätze zu erfassen sowie ein unfreiwilliges Mehrfachlesen oder Zurückspringen im Text konsequent zu vermeiden.

Wie funktioniert Lesen in unserem Gehirn?

Für die meisten erwachsenen Menschen ist Lesen nichts, worüber sie im Alltag nachdenken. Sie sehen ein Plakat, während Sie auf die U-Bahn warten oder durchstöbern Ihre Post auf der Suche nach etwas anderem als Werbung. Und schon ist es passiert. Sie haben die vielen Buchstaben, die Ihnen über den Weg gelaufen sind, automatisch im Gehirn zu Wörtern zusammengebastelt. Sie lesen, ohne es zu merken.

Was wäre aber, wenn Ihnen diese Fähigkeit gänzlich fehlen würde? Wie funktioniert es, dass Ihre Augen aus Buchstaben Worte und Bedeutungen bilden? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die meisten Leser von Wort zu Wort springen, bis das Gehirn den Sinn des Wortes verstanden hat. Daraus ergibt sich der Inhalt und damit das Verständnis des gesamten Textes. Dieses mühselige Vorgehen limitiert die Lesegeschwindigkeit jedoch sehr stark. Wie kann Speed Reading das, was Sie sowieso schon automatisch tun, noch viel schneller erledigen?

Wie meistern Sie nun das schnelle Lesen?

Die Kunst des Speed Readings beruht auf bestimmten Techniken, die dabei helfen sollen, die Fixation, Vokalisierung oder Regression zu verhindern. Denn diese und weitere Aspekte sorgen dafür, dass sich das Lesetempo deutlich verlangsamt und Sie für das Erfassen und Verstehen von Texten viel länger benötigen, als eigentlich nötig. Die Centered Learning Germany GmbH hat vier Gewohnheiten identifizieren können, die das Lesetempo beeinträchtigen, und dazu passende Tipps verraten, wie Sie das vermeiden können – wir stellen Sie Ihnen vor.

4 Lesegewohnheiten, die Sie sich abgewöhnen sollten

1. Sub-Vokalisierung

Immer, wenn wir Menschen etwas lesen, sprechen wir es innerlich mit. Da das Sprechtempo jedoch viel langsamer als das Lesetempo ist, leidet unsere Lesegeschwindigkeit darunter.

Tipp: Zählen Sie beim Lesen laut von 1 bis 10. Sie werden merken, wie viel schneller Sie einen Text erfassen, wenn Sie das Geschriebene nicht wörtlich in Gedanken vorlesen.

 

2. Wort-für-Wort lesen

Bei der Fixierung eines jeden Wortes, muss sich das Auge auf zu viele Einzelteile gleichzeitig konzentrieren. Deshalb sollten Sie in Wortgruppen lesen.

Tipp: Überfliegen Sie eine Textzeile komplett und verharren Sie erst am Seitenrand, springen Sie nicht zurück! Sie werden merken, wie viel Sie so trotzdem erfasst haben.

 

3. Ineffiziente Augenbewegung

Das Auge kann beim Lesen über eine Spannweite von drei Zentimetern Text aufnehmen. Sie müssen nicht jedes Wort bis zum Zeilenrand mit den Augen verfolgen.

Tipp: Lassen Sie Ihre Augen im Zentrum Ihrer Seite und versuchen Sie, den Text von hier aus komplett zu erfassen.

 

4. Regression vermeiden

Doppeltes Lesen, das unbewusste Zurückspringen mit dem Auge im Text, all das schwächt Ihre Konzentration und hemmt Ihr Lesetempo.

Tipp: Decken Sie daher bereits gelesene Zeilen mit einem Blatt Papier ab. So können Sie nicht mehr springen und konzentrieren sich besser auf das, was vor Ihnen liegt.

Birgt Speed Reading die Gefahr, nicht alles erfassen zu können?

Carmen Petry arbeitet seit vielen Jahren als Gedächtnistrainerin und liest komplexe Texte mit 600 Wörtern pro Minute! Im Interview hat uns die Expertin verraten, ob es beim Speed Reading dazu kommen kann, dass Sie wichtige Informationen gar nicht wahrnehmen und verarbeiten, sondern schlichtweg überlesen. Außerdem gibt Carmen Petry weitere wertvolle Tipps, mit denen Sie Ihre Konzentration stärken und zum Speed Reader werden können.

 

Frau Petry, würden Sie sagen, dass Speed Reading auch die Gefahr birgt, nicht alles erfassen zu können, was man zuvor gelesen hat?

Unser Arbeitsgedächtnis hat eine begrenzte Kapazität. Wie bei einem Fass fließt ständig etwas vom Inhalt ab. Nur wer so schnell nachfüllt, wie die Informationen abfließen, hält es voll. Wir können mit schnellerem Lesen die Gegenwartsdauer der Informationen besser nutzen. Je schneller ich einen Satz erfasse, umso mehr Argumente und Gesichtspunkte sind gleichzeitig im Bewusstsein. Dies führt zu einem besseren Textverständnis und höherer Merkfähigkeit.

Ganz gleich, ob ich schnell oder langsam lese, der „Behaltenswert“ der Informationen beträgt nach einer Stunde etwa 50 Prozent. Nach 48 Stunden nur noch 10 Prozent des Inhaltes. Muss ich also die Informationen nicht nur zur Kenntnis nehmen, müssen sie weiterverarbeitet werden. Mind Mapping ist zum Beispiel eine effektive Technik, um aus Fremd- wirklich Eigen-Informationen zu machen.

 

Wie kann ich mir schwierige Namen, Fakten oder Zahlen besser merken?

Wir können versuchen dem Gehirn beizubringen, wie es funktionieren soll, oder wir geben ihm die Infos so, wie es von Natur aus funktioniert. Die erfolgreichste und beste Methode das Gehirn „auf Trab“ zu bringen, ist in Bildern zu denken. Das Gehirn liebt Bilder! Denken in Bildern begünstigt die Lernfähigkeit, beschleunigt das Lesetempo und fördert das Gedächtnis. Das visuelle Zentrum ist ein relativ großer und enorm wichtiger Bereich im menschlichen Gehirn.

Zahlen, Namen und abstrakte Begriffe führen normalerweise nicht zu einem bildhaften Eindruck in unserem Gehirn. Deshalb sortiert unser Kopf solche Eindrücke schnell wieder aus. Anders ausgedrückt – wir vergessen sie schnell wieder. Wenn Sie es allerdings schaffen, Informationen in Bilder – möglichst merkwürdige Bilder, die Emotionen hervorrufen – zu verwandeln, dann sind plötzlich viel mehr Gehirnzellen beteiligt und das Behalten von neuen Informationen und Sachverhalten fällt erheblich leichter.

Gedächtnistechniken werden häufig als nette Spielerei angesehen. Richtig angewendet bieten sie eine nützliche Ressource, das Arbeitsgedächtnis zu trainieren und in Stresssituationen zu entlasten. Durch Einsatz dieser leicht erlernbaren Techniken sparen Sie Zeit, werden kreativer und schlagfertiger, erlangen Souveränität und Sicherheit, lösen Probleme schneller und effektiver.

 

Welche Tipps empfehlen Sie für den Alltag? Wie kann jeder damit beginnen, schneller zu lesen?

Vermeiden Sie Lesebremsen, wie im Text zurückzuspringen. Lesen sie vorwärtsorientiert bis zum Ende des Abschnittes. Sie bringen sonst das Gehirn in der Logik durcheinander. Lieber dann den Abschnitt ein zweites Mal lesen.

Lesen Sie ziel- und nutzenbezogen: Wenn ich das gelesen habe, will ich das und das wissen.

Denken Sie in Bildern und verknüpfen Sie neue Informationen mit schon Bekanntem.

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Autorin Martina Eckermann von Management Circle
Über die Autorin

Martina Eckermann

Als Teamleiterin des Online-Marketings und Blog-Autorin der ersten Stunde bietet Martina Eckermann kreativen Content in Form von Whitepapern und Analysen an. Mit über 12 Jahren Berufserfahrung bringt sie viel Know-how in Content Marketing und Webanalyse mit.

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