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Kennen Sie diese Situation? Sie sitzen in einem langweiligen Meeting und versuchen, für ein schon ewig bestehendes Problem eine Lösung zu finden. Einfach ist das nicht – schade eigentlich. Denn Meetings können ein echter Ideenmotor sein, wenn Sie es schaffen, den typischen Alltagstrott und festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen – eben einfach mal querdenken!
Kreativitätstechniken sind dabei eine große Hilfe. Doch welche Methoden gibt es überhaupt? Welche ist für Ihre Problemstellung und Teamzusammensetzung am besten geeignet? Und wie wenden Sie die passende Technik richtig an? Wir haben in diesem Beitrag einige Kreativitätstechniken für Sie zusammengestellt und haben außerdem echte Innovationsexperten zum Thema Kreativität und
Ideenfindung befragt. Herausgekommen ist eine Menge wertvoller Impulse und praktischer Tipps, die Ihnen im Berufsalltag dabei helfen werden, neue Ideen und Lösungsvorschläge zu entwickeln.
Das Wort „querdenken“ haben Sie sicher schon einmal gehört: Denk mal um die Ecke! Denk mal anders! Denk mal quer! Diese Forderungen begegnen uns im Alltag immer wieder, wenn es darum geht, eine Lösung für ein Problem zu finden. Fachlich gesehen steht das umgangssprachliche Wort „querdenken“ für das laterale Denken, welches oft auch als divergentes Denken bezeichnet wird.
Der Begriff des lateralen Denkens wird bereits seit dem Jahr 1967 durch den britischen Mediziner, Kognitionswissenschaftler und Schriftsteller Edward de Bono geprägt. Der Sinn dahinter ist das bewusste Ausbrechen aus bisherigen Mustern, experimentierfreudig zu sein und neue Ideen zuzulassen. Im Grunde genommen ist bei dieser Denkweise alles erlaubt, solange es mutig, unlogisch und anders ist. Bestehende Prinzipien oder Regelungen sollen dazu ignoriert und Informationen neu geordnet werden, nur dann sind innovative Lösungsansätze möglich.
Das laterale Denken hat natürlich auch einen Gegenpart, das sogenannte vertikale Denken. Im Vergleich zum lateralen oder divergenten Denken beschreibt das vertikale oder auch konvergente Denken den Vollzug logischer Schlüsse. Hier steht das Prinzip von Ursache und Wirkung im Vordergrund. Vertikales Denken ist also immer logisch nachvollziehbar und konventionell. Um das noch besser zu verstehen, haben wir die beiden Denkweisen für Sie gegenübergestellt und die wichtigsten Adjektive, welche das jeweilige Denken am besten beschreiben, zusammengefasst.
Laterales Denken (Divergentes Denken):
Vertikales Denken (Konvergentes Denken):
Um wirklich kreativ sein und damit neue sowie auch ungewöhnliche Ideen, Gedanken oder Lösungen entwickeln zu können, müssen Sie Ihre gewohnten Verhaltensmuster aufbrechen. Das ist oftmals gar nicht so leicht, denn dabei müssen insbesondere mentale Schranken überwunden werden. Und genau da setzen Kreativitätstechniken an. Durch die Anwendung verschiedener Methoden werden Sie in der Lage sein, alte Gewohnheiten zu verlassen und mal richtig schön quer zu denken. Wir stellen Ihnen an dieser Stelle sechs Kreativitätstechniken vor. Aber Vorsicht: Nicht jede Methode ist für jede Situation und für jede Teamzusammenstellung gleich gut geeignet. Informieren Sie sich daher gut über jede Technik und probieren Sie nach und nach auch ruhig verschiedene aus. Mit der Zeit werden Sie schnell merken welcher Ansatz Ihnen beim Querdenken wirklich hilft.
Sie sitzen im Team zusammen und einer der Anwesenden, zum Beispiel Sie als Moderator, schildert allen Meeting-Teilnehmern das aktuelle Problem. Im Anschluss daran darf jeder Teilnehmer spontan seine Ideen zu einer möglichen Lösungsfindung nennen. Dabei ist es auch erlaubt, sich von bereits genannten Vorschlägen inspirieren zu lassen und daran anzuknüpfen.
Wichtig ist aber: In der Brainstorming-Phase gibt es noch keinerlei Einschränkungen! Kommentare, Wertungen oder gar Kritik sind daher während des Brainstormings strengstens verboten. Erst im Nachgang, wenn die Ideensammlung abgeschlossen ist und keiner mehr etwas Neues vorbringen kann, werden die Ergebnisse gemeinsam sortiert und bewertet. Im Idealfall finden Sie so eine gute neue Lösung für Ihre Problemstellung.
Besonders beliebt sind Kreativitätstechniken, die visuell dargestellt werden können. Daher eignet sich vielleicht mal eine Mind Map für Ihr Team? In der Mitte der Fläche wird das zentrale Problem platziert. Davon ausgehend werden rundherum die wichtigsten dazugehörigen Themen festgehalten. Mit Hilfe von Linien werden diese immer mit dem zentralen Problem verbunden. Um die definierten Hauptthemen werden dann wiederum die Gedanken der Teilnehmer gesetzt. Diese können wiederum mit weiteren Assoziationen verbunden werden und so weiter – solange bis ein komplett verzweigtes Diagramm entstanden ist, eine Art beschriftetes Baumdiagramm.
Um Ideen für eine Mind Map zu sammeln, kann vorab auch ein Brainstorming durchgeführt werden. Mit Hilfe der Mind Map können dann im Anschluss die Ideen des Brainstorming leichter sortiert und bewertet werden. Ebenfalls eine schöne Basis zur kreativen Ideenfindung.
Die sogenannte 6-3-5-Methode ist dem Brainwriting sehr ähnlich. Bei beiden Methoden wird der anwesenden Teilnehmergruppe zunächst das zentrale Problem geschildert. Anschließend geht es schriftlich weiter. Sechs Teilnehmer erhalten jeweils ein Blatt Papier, auf dem sie drei Ideen notieren. Die Blätter werden im Anschluss an den Sitznachbarn weitergegeben und das insgesamt fünf Mal. Nach den fünf Spielrunden konnten im Idealfall sechs mal 18 Ideen entwickelt werden, also 108 neue Denkansätze, die besprochen und bewertet werden können.
Sie sehen aber, diese kreative Methode zielt auf eine bestimmte Teilnehmerzahl ab. Sind Sie nur zu zweit oder dritt, werden Sie zu wenig neue Ideen generieren können. Sind Sie hingegen zu viele
Personen, wird die Vorgehensweise anstrengend und Sie entwickeln am Ende so viele Ideen, dass die Sortierung und Bewertung sehr mühsam ausfallen. Aber zum Glück gibt es ja noch weitere Kreativitätstechniken, die auch für große Gruppen geeignet sind.
Bei der Kopfstandtechnik wird die eigentliche Problemstellung einfach umgekehrt, das heißt auf den Kopf gestellt. Ein Beispiel dazu, Ihre Problemstellung lautet:
„Das neue Kundenmanagement-System soll unbedingt leicht zu bedienen sein.“
Umgekehrt würde diese Aufgabenstellung also lauten:
„Das neue Kundenmanagement-System soll unbedingt schwer zu bedienen sein.“
Im Anschluss erarbeiten nun die Teilnehmer Lösungsvorschläge für die umgekehrte Aufgabenstellung. Oftmals fällt einem das nämlich viel leichter. In unserem Fall erst recht, überlegen Sie einmal, was Ihnen alles einfällt, um ein System so kompliziert wie möglich zu gestalten. Nach Abschluss der Ideenfindung stellen Sie wiederum Ihre gesammelten Ideen auf den Kopf. Und siehe da: Sie werden einige Lösungsvorschläge entwickelt haben, auf die Sie andersherum gar nicht erst
Die Zufallstechnik bringt durch Assoziationen ganz neue Denkanstöße in die Ideenfindung ein. Nachdem den anwesenden Teilnehmern auch hier das Problem geschildert wurde, stellen Sie eine Auswahl an Bildern oder Wörtern zur Verfügung, zum Beispiel mit Hilfe eines Lexikons oder eines Warenhaus-Katalogs. Der erste Teilnehmer wählt daraus zufällig ein Wort oder ein Bild aus und nutzt dieses, um eine kreative Idee zur Problemstellung zu erarbeiten. Angenommen das Problem lautet immer noch, dass das Kundenmanagement-System leicht bedienbar sein soll, und der Teilnehmer wählt das zufällige Wort „Gehstock“ aus. Mögliche Assoziationen könnten dann sein: Der Gehstock hilft beim Laufen und eine FAQ könnte beim Durchlaufen des neuen Systems helfen
Bei der Sechs-Hüte-Methode nach Edward de Bono soll das zentrale Problem aus sechs unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und untersucht werden. Die sechs Perspektiven werden dabei durch sechs Hüte in sechs verschiedenen Farben symbolisiert. Alle Teilnehmer starten mit der gleichen Hutfarbe, nehmen also eine gemeinsame Perspektive ein, aus der heraus Lösungsvorschläge gesammelt werden sollen. Anschließend folgt der nächste Blickwinkel und so weiter. Die Hüte stehen dabei für die folgenden sechs Perspektiven:
Weißer Hut: Neutrale Sichtweise des Problems, die an objektiven Fakten interessiert ist
Roter Hut: Durch Ärger und Wut bestimmte Sichtweise, die auch Emotionen zulässt
Schwarzer Hut: Trübsinnige Sichtweise, die Fehler und Schwächen erkennt
Gelber Hut: Positive Sichtweise, die voller Hoffnung und Optimismus ist
Grüner Hut: Kreative Sichtweise, die neue Ideen entwickelt
Blauer Hut: Kalte Sichtweise, die über allem steht und die Organisation der Übung übernimmt
Wie Sie diese Methode richtig anwenden, zeigt dieses Video noch einmal im Detail:
Ganz egal für welche Kreativitätstechniken Sie sich im Berufsalltag entscheiden, wichtig ist dabei: Seien Sie offen für das Querdenken. Der kreative Ansatz hilft Ihnen dabei, neue Denkansätze zu entwickeln und schwierige Problemstellungen einmal anders zu betrachten. Probieren Sie es aus!
Jetzt sagen Sie sich vielleicht: Schön und gut, das sind tolle Kreativitätstechniken. Aber sind die für meine Problemstellungen geeignet? Kann mein Team überhaupt querdenken? Oder braucht es dafür bestimmte Voraussetzungen? Wir haben diese wichtigen Fragen vor einiger Zeit unserem international tätigen Innovationscoach Florian Rustler gestellt. Mit seinen spannenden Antworten wollen wir Ihnen Mut geben, den Kreativprozess auch in Ihrem Team und Unternehmen zu fördern.
Herr Rustler, was braucht es zum Querdenken? Gibt es spezielle Voraussetzungen, um kreativ sein zu können?
Die vielleicht wichtigste Voraussetzung ist, dass ich eine Motivation habe, querdenken zu wollen. Es muss für mich einen Anlass oder einen Grund geben. Dieser Grund sollte für mich individuell bedeutsam sein. Dies könnte auch die pure Lust am Querdenken sein, meist gibt es jedoch eine andere Motivation.
Jetzt sagen aber vielleicht einige von Vornherein: „Ich bin nicht kreativ genug, um quer zu denken.“ Kann das wirklich jeder?
Grundsätzlich hat jeder Mensch die Fähigkeit der Kreativität, sie ist uns angeboren. Gleichzeitig haben unterschiedliche Menschen unterschiedliche Talente. Das heißt, jeder kann kreativ sein und jeder kann grundsätzlich querdenken.
Es wird jedoch nicht jeder auf die gleiche Art und Weise kreativ sein und es wird nicht jeder in den gleichen Bereichen gut querdenken können. Grundsätzlich ist es jedoch weniger eine Frage von „Kann ich?“, als eher eine Frage von „Will ich?“
Wie geht man das Querdenken am besten an? Was ist der erste Schritt, um kreative Ideen zu entwickeln?
Auch wenn es für manche vielleicht nicht sexy klingt: Der erste Schritt ist, zu verstehen, was denn eigentlich genau die Frage ist und ob man diese Frage vielleicht auch anders stellen könnte. Oft ist also der erste Schritt, erst einmal in Hinblick auf die Frage querzudenken. Die Ideen zur Lösung sind oft nur so gut wie die Frage. Hierbei ist es interessant, mehr als eine mögliche Frageperspektive zu betrachten, bevor ich mich entscheide, welche Frage ich lösen möchte.
Welche Kreativitätstechniken sind Ihrer Meinung nach besonders gut zur Ideenfindung geeignet?
Techniken gibt es wie von Ihnen angesprochen sehr viele. Eine, die besonders oft zwingt, wirklich einmal quer zu denken, ist die sogenannte Fluchtmethode. Dabei macht man sich Gedanken, welche Aspekte eines Themas man als grundlegend gegeben hinnimmt, um dann zu überlegen, wie es denn ohne diese Grundbestandteile aussehen würde.
Wenn ich also ein Fahrrad habe, dann könnte ich Pedale als einen zentralen Bestandteil eines Fahrrades ansehen. Nun stelle ich mir die Frage, wie ein Fahrrad ohne Pedale funktionieren würde. Ausgehend von dieser Denkprovokation kommen mir vielleicht viele Ideen, die auf den ersten Blick eher ungewöhnlich erscheinen.
Wenn dann eine Sammlung an Ideen vorliegt, wie geht es dann weiter? Wie erfolgt die Bewertung uns Selektion, um am Ende eine wirklich weiterführende Lösung zu erhalten?
Eine Bewertung von Ideen und ein Reduzieren der vielen Optionen auf eine überschaubare Anzahl sind wichtig. Ich empfehle dabei ein zweistufiges Vorgehen. Bei sehr vielen Ideen würde ich ein fundiertes Bauchgefühl nutzen, um eine gewisse Anzahl von Ideen in die engere Auswahl zu nehmen. Diese reduzierte Anzahl kann dann nach expliziten Kriterien genauer betrachtet werden. Die dann noch übrigen Ideen muss ich meist detaillier ausarbeiten, um abschätzen zu können, welche Option meine weiterführende Lösung werden wird.
Herr Rustler, es gibt Ihrer Meinung nach Gewohnheiten, die das Querdenken begünstigen. Welche sind das?
Für das Querdenken gibt es sogenannte Denkgewohnheiten und andere unterstützende Gewohnheiten. Auf die Denkgewohnheiten gehe ich an dieser Stelle nicht ein, das ist zu umfangreich und besser Gegenstand eines Seminars. Von den darüber hinaus unterstützenden Gewohnheiten möchte ich aber nun drei vorstellen, die jeder praktizieren und üben kann.
In fremde Domänen blicken
Menschen gehen gerne auf Konferenzen und andere Veranstaltungen, um dort von anderen inspiriert zu werden und idealerweise neue Dinge kennen zu lernen. Gleichzeitig beschäftigen wir uns alle gerne mit Themen und Mitmenschen, die wir kennen und einschätzen können – dieses gewohnte Terrain fühlt sich gut an. Dadurch vermeiden wir oft das Unbekannte.
Eine Inspiration durch das Fremde können Sie jedoch bewusst fördern, indem Sie sich gezielt unbekannten Situationen aussetzen. Zum Beispiel, indem Sie für die nächste Flug- oder Zugreise einmal eine Zeitschrift kaufen, die Sie normalerweise nicht lesen würden. Oder sprechen Sie bewusst mit Menschen, die extra nicht aus Ihrem Fachbereich stammen, aber vielleicht trotzdem interessante Sichtweisen in Ihr Thema bringen.
Unterstützende Strukturen bilden
Effektive Strukturen helfen beim Querdenken, sie entlasten den Kopf. Dies kann ein bestimmter Rhythmus oder eine Tagesstruktur sein. Planen Sie bestimmte Zeiten, zu denen Sie bewusst kreativ sind oder ebenso bewusst entspannen. Genauso, wie Menschen versuchen, zu bestimmten Zeiten Sport zu treiben, könnte es Zeiten geben, die für kreative Arbeit reserviert sind.
Dazu gehört auch, kleine nervige Dinge, die eigentlich schnell gemacht sind, aber viel Platz im Kopf belegen, schnell aus dem Weg zu räumen und diese effizient abzuarbeiten.
Inkubation fördern
Ergänzend zum zweiten Punkt und auf den ersten Blick fast der Gegensatz dazu: Nutzen Sie Inkubation. Wir sollten einerseits bewusst versuchen, kreativ zu sein und querzudenken. Jeder Schriftsteller weiß, dass es ohne Fleiß nicht geht – dass jedoch der Fleiß alleine auch den Durchbruch nicht garantiert. Es ist daher hilfreich, eine Frage oder erste Ideen auch bewusst einmal ruhen zu lassen und sich nicht aktiv damit zu beschäftigen. Ihr Gehirn wird jedoch weiter daran arbeiten. Möglicherweise kommen weitere Gedanken so ganz von alleine. Das spricht für eine Arbeitsweise, die nicht versucht, alles auf den letzten Drücker zu erledigen.
Vielleicht haben Sie ja Lust bekommen, sich einen kleinen Übungsplan zu erstellen, um diese Gewohnheiten in den nächsten Tagen und Wochen bewusst auszubilden?!
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Als Teamleiterin des Online-Marketings und Blog-Autorin der ersten Stunde bietet Martina Eckermann kreativen Content in Form von Whitepapern und Analysen an. Mit über 12 Jahren Berufserfahrung bringt sie viel Know-how in Content Marketing und Webanalyse mit.
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