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Das Führungskräfte-Entwicklungsprogramm TWI soll Führungskräften dabei helfen, die eigene Rolle und die damit verbundenen Aufgaben auch ohne vorherige Führungserfahrung zu meistern. Doch welche Fähigkeiten werden damit eigentlich genau trainiert? Und wie funktioniert das TWI-Programm in der Praxis? Carla Latijnhouwers, Mastertrainerin und Geschäftsführerin des TWI Institut Deutschland, erläutert in diesem Beitrag, welche Vorteile Ihnen das TWI-Programm bieten kann.
TWI steht für Training Within Industry. Es ist ein Führungskräfte-Entwicklungsprogramm, das für die erste Ebene der Führungskräfte eingesetzt wird. Der historische Ursprung liegt in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Damals wurde es in den USA weit verbreitet angewendet, um schnell Mitarbeitende einzulernen, die dringend benötigt wurden. Später haben die Japaner TWI übernommen und es wurde bekannt als Basis der Führungskräfte-Entwicklung bei Toyota.
Das TWI-Programm ist für die tagtägliche Führung gedacht: Also für alle Menschen, die Handlungsanweisungen geben oder Menschen Tätigkeiten erklären müssen. Oft kommen Menschen unvorbereitet in eine Führungsposition und sie werden mit ihren Problemen allein gelassen.
In vielen Unternehmen steigen die besten Mitarbeiter in Führungspositionen auf, weil sie die meiste Erfahrung und das umfangreichste Wissen über die Arbeitsinhalte haben. Oder sie kommen von extern und müssen dann plötzlich Menschen, welche die Arbeitsinhalte besser kennen, sagen, was sie tun sollten.
Diese tägliche Führung ist nicht einfach und wird oft unterschätzt. Jeder Mensch, ob Mitarbeiter oder Führungskraft, ist anders. Die Führungskräfte müssen diese Unterschiede wahrnehmen und damit umgehen können. Anderseits haben sie die Aufgabe, stabile Arbeitsprozesse zu gewährleisten.
Ein Training mit Wissen über Führung und andere Themen ist erforderlich und hilfreich, aber leider oft nur einmalig. Führung ist aus Sicht von TWI eine Fähigkeit, die nur entwickelt werden kann durch regelmäßige Anwendung, Übung und Reflektion.
Die Basisprogramme von TWI unterteilen die generellen Führungsfähigkeiten in:
Job Instruction: Die Fähigkeit, zu unterweisen
Job Relations: Der Umgang mit zwischenmenschlichen Problemen und deren Vermeidung
Job Methods: Die Verbesserung des Verfahrens
Job Safety: In Japan wurde dem Basisprogramm noch die Fähigkeit, gefährliche Situationen zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, hinzugefügt
Für jede dieser Fähigkeiten wurde ein spezifisches Lernprogramm entwickelt, das bereits seit 80 Jahren erprobt ist. Die Zielgruppen können ergebnisorientiert und aktiv an jeder dieser Fähigkeiten arbeiten. Jedes Programm ist simpel und strukturiert aufgebaut, damit das Gelernte unmittelbar in der Praxis angewendet werden kann. Durch regelmäßiges Anwenden der Methode an eigenen Fallbeispielen entsteht die Erkenntnis, dass die Methode der Führungskraft bei der tagtäglichen Arbeit hilft. Durch regelmäßige Übung und Reflektion, wird die erlernte Vorgehensweise verinnerlicht und vertieft.
Die theoretische Grundlage eines jeden Programms ist kurz in vier Schritte zusammengefasst und wird auf einer Karte übersichtlich dargestellt. Im Training wird diese Theorie immer zuerst anhand theoretischer Beispiele vorgeführt. Dann wenden die Lernenden direkt im Training den Lerninhalt in der eigenen Praxis an. Das Gelernte wird möglichst sofort in Routinen des Unternehmens eingebaut. So entsteht die Möglichkeit, dass die Methode weiter angewendet wird und das Unternehmen seine Ziele erreicht. Gleichzeitig werden die Fähigkeiten der Führungskräfte kontinuierlich weiterentwickelt.
Der „Rote Faden“ ist also „learning by doing”. Im Training und in der Praxis wird ein sicheres Umfeld geschaffen, damit Führungskräfte sich gegenseitig bei deren eigener Entwicklung unterstützen.
Beispiel für die Entwicklung der FührungsfähigkeitIm Programm Job Relations werden die Prinzipien guter Führung anhand der der Job-Relations-Karte erklärt: Eine Seite der Karte zeigt Basisregeln für den täglichen Umgang mit Mitarbeitenden auf. Die andere Seite stellt ein Denkmuster vor, das bei Problemen im zwischenmenschlichen Bereich angewendet werden kann. Diese Theorie wird in zwei Stunden vermittelt. Dann werden in vier weiteren Sitzungen Fallbeispiele durchgespielt. So erfolgt eine relevante Vertiefung anhand konkreter Anwendung und die Vorgehensweise wird interaktiv erlernt und entdeckt. Pro Sitzung sind alle Teilnehmer angehalten, ein eigenes Beispiel einzubringen, das die Gruppe anhand der Karte bearbeitet. Somit wird bis zu zehn Mal geübt und die Inhalte der Karte werden verinnerlicht. Das gemeinsame Üben anhand eigener Beispiele fördert eine Routine, bei der sich Kollegen einander helfen, Probleme mit Menschen zu lösen, ohne dass sie einander Vorschriften machen oder ungewünschte „Ratschläge“ geben. Der Blick auf die Karte verhindert, dass voreilige Schlüsse gezogen werden. Es entstehen mehrere Handlungsmöglichkeiten, um sich selbst und anderen weiterzuhelfen.
Praktisch ist, dass die TWI-Programme standardisiert sind. So können die Trainings und deren Begleitung auch gut und schnell von Kollegen im Betrieb übernommen werden. Durch den vorgegebenen festen Ablauf werden die Trainingsinhalte gesichert vermittelt. Dabei wird die Stärke der Teilnehmer genutzt und somit die Akzeptanz der Anwendung verstärkt. In vielen Unternehmen kommen die Trainer der Methode aus dem eigenen Arbeitsumfeld. Damit wird das Erlernen und die Anwendung als sehr praxisnah erfahren.
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