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Das Leben ist wie ein Kartenspiel. Mal bekommt man ein gutes Blatt, meist ein gemischtes und manchmal ein schlechtes Blatt. Im Englischen heißt ein schlechtes Blatt schlicht „Shit Happens“. Diese Sichtweise des Stressforschers Dr. Martin Christian Morgenstern hilft dabei, besser zu verstehen, was Stress mit uns Menschen macht und wie Sie darauf reagieren sollten. Lesen Sie diesen Beitrag und erfahren Sie, welche wirkungsvolle Technik zur Stressbewältigung der Experte für den Alltag empfiehlt.
„Shit Happens“ ist das Synonym für „Es gibt ein Problem“. Ein Problem kann viele Namen haben. Zum Beispiel einen Konflikt mit Mitmenschen, Stau, die Verspätung der Bahn, Geldsorgen oder der Klassiker „zu wenig Zeit“ und „zu viel zu tun“. Was jetzt passiert, ist schnell erklärt. Das Gehirn startet das Stressprogramm. Innerhalb kürzester Zeit drehen Stresshormone den Kreislauf hoch und spannen die Muskeln an. Der Körper ist bereit, das Problem auf die gute alte Art wie einst in der Steinzeit zu lösen. Fred oder Wilma Feuerstein erwachen und wollen das Problem unschädlich machen. Entweder durch das Bekämpfen oder Entziehen. Sollte beides nicht gehen, wäre die letzte Option Totstellen. Die Emotionen dazu wären zum Beispiel Wut oder Ärger für die offensive, Furcht für die vermeidende und Angst für die defensive Methode.
Dieses Programm war in der Steinzeit sehr effektiv, weil Probleme und damit verbundener Stress in der Regel eine Bedrohung durch Tiere, Menschen oder Naturgewalten waren. Heutzutage lassen sich allerdings nur noch wenige Probleme körperlich lösen. Was hilft ein hochgedrehter Körper, wenn der Computer streikt, der Verhandlungspartner zu macht, die Bahn wie so oft einen schlechten Tag hat oder schlicht der Zeitplan drückt. Hier bei der Stressbewältigung eher ein kühler und überlegter Kopf.
Aber leider hat das Stressprogramm die Eigenschaft, dass Denken fast auszuschalten. Man könnte lustig sagen, Stress macht ein wenig blöd. Das war allerdings in der Steinzeit gar nicht blöd. Wenn da ein Bär auf einen zustürmt, würde der Denkvorgang wertvolle Sekunden rauben und man hätte wahrscheinlich an der einen oder anderen Ecke einmal zu viel nachgedacht. Es gibt aber auch heute noch ein paar Fälle, wo das Programm gut funktioniert. Zum Beispiel wenn man spät dran ist und einen Zug bekommen will, sollte man besser nicht lange zögern und laufen, was das Zeug hält. Oder wenn mal eine Tür klemmt, kann man sich auch mit Wucht dagegen werfen und sie geht vielleicht auf. Aber kurzum, die meisten Probleme löst man besser gelassen, überlegt und mit innerer Ruhe.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt gerade, warum noch ein Feuerstein in jedem Menschen wohnt. Die Antwort ist einfach. Weil sich die Menschheit seit der Steinzeit die letzten 50.000 Jahre genetisch nicht mehr wesentlich verändert hat. Die Ursache dafür beginnt vor rund 10.000 Jahren, an manchen Orten der Erde erst vor 3.000 Jahren. Die Menschen wechseln ihre Jobs. In der Steinzeit sind unsere Verwandten alle von Beruf Jäger und Sammler, die ihre Werkzeuge aus Stein bauen. Ab vor 10.000 Jahren beginnt die neolithische Revolution. Das heißt, die Nahrung wird immer mehr durch Ackerbau und Viehzucht besorgt. Das macht das Leben leichter und es werden immer mehr Menschen auf dem Planeten. In der Steinzeit waren es meist nicht mehr als 5 Millionen und heute sind es schon über 7.8 Milliarden, Tendenz steigend. Evolution setzt aber voraus, dass sich die Welt ändert und manche damit nicht mehr klarkommen und aussterben. Die aber, die es überleben, geben die dafür notwendigen Eigenschaften an ihre Kinder weiter. Da die Menschen mehr werden und der Mensch auch immer mehr die Welt selbst gestaltet, steht die Evolution für die Menschheit schon lange auf Pause. Allerdings entfernt sich der Mensch deswegen auch von seiner eigenen artgerechten Haltung. Er bewegt sich immer weniger, isst Dinge, die sein Körper eigentlich nicht will, schläft zu wenig und aktiviert den Körper über das Stressprogramm, um danach aber nicht zu laufen oder Holz zu hacken, sondern um sitzen zu bleiben. Dass diese Entwicklung keine gute Idee ist, davon kann mittlerweile fast jeder ein Lied singen.
Keine Sorge, mit etwas mehr Selbstwahrnehmung, dem nötigen Wissen und kleinen Veränderungen im Leben und in den Gehirnstrukturen, lässt es sich auch heute noch gelassen durch den Alltag gehen. Weil jeder der Punkte rund um Bewegung, Ernährung und Schlaf sicher mindestens einen eigenen Artikel bräuchte, möchte ich hier mal eine Technik für eine gelassenere Einstellung im Falle vom bereits erwähnten „Shit Happens“ vorstellen.
Gehen wir dazu mal in eine Situation rein, wenn es ein schlechtes Blatt gibt. Was man nicht verhindern kann, ist, dass der Körper das Stressprogramm zündet, weil das Stresssystem im Gehirn automatisch im Hintergrund läuft. Aber wenn Sie das merken, probieren Sie mal folgende Technik zur Stressbewältigung aus – stellen Sie sich drei goldene Fragen:
Kann ich das Problem gerade körperlich lösen?
Wenn „Ja“, tun Sie es einfach und Sie brauchen keine weitere Technik zur Stressbewältigung. Wenn „Nein“, dann gehen wir mit der nächsten Frage einmal in das Problem und seinen Auslöser rein. Als Beispiel nehmen wir einen Stau.
Was soll schlimmstenfalls passieren?
Mit dieser Frage gehen wir jetzt in den Worst Case rein. Zum Beispiel bei einem Terminverzug durch den Stau: „Ich werde das Geschäft verlieren!“ Und jetzt gibt es einen kleinen Trick, den auch die Psychotherapie gerne anwendet. Ich muss lernen zu akzeptieren: „Dann ist das jetzt so!“ Wenn ich das Problem so einfach lösen könnte, hätte ich es ja schon längst getan. Nur unser Problem besteht ja noch fort. Also wird es Zeit für einen Perspektivwechsel. Dazu die dritte Frage.
Was würde mir der coolste Mensch der Welt jetzt raten?
Der sind natürlich Sie! Aber aus dieser Frage-Perspektive sucht Ihr Gehirn nach Lösungen zur Stressbewältigung, weniger nach dem Problem. Innere Antworten können jetzt zum Beispiel sein: „Ruf deinen Termin an“ oder „Oh, da ist eine Ausfahrt, da kann ich den Stau umfahren“ oder oder oder. Und manchmal sagt der coolste Mensch der Welt auch: „Bleib ruhig, du kannst es gerade nicht ändern!“
Erwarten Sie von dieser Technik zur Stressbewältigung bitte unter Hochdruck keine Wunder über Nacht. Aber wenn Sie damit jeden Tag arbeiten, werden Sie immer besser damit und das Stressgehirn reagiert von Mal zu Mal gelassener. Übung in vielen kleinen Einheiten macht hier den „Zen Meister“. Und keine Sorge, an Übungsgelegenheiten wird es Ihnen nie mangeln. Denn das Leben mischt die Karten und „Shit Happens“ – aber Sie spielen!
Wir geben Ihnen praktische Entspannungsübungen mit auf den Weg, die Ihnen dabei helfen, auch im stressigen Arbeitsalltag gelassen zu bleiben.
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