Stadtwerke 2030: Strategische Perspektiven der Energiewirtschaft

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Weiterbildungsprogramm für Führung & Management

16. Juli 2018
Energie & EVU
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Die Digitalisierung hat weitreichende Folgen, insbesondere in der Energiewirtschaft. Das Beratungsunternehmen PwC hat die Konsequenzen dazu umfassend untersucht und in einer Studie zusammengefasst. Dr. Sven-Joachim Otto stellt uns jetzt in seinem Gastbeitrag einige der Erkenntnisse vor.

Megatrend Digitalisierung: Perspektiven für die Energiewirtschaft

Die Energiewirtschaft unterliegt schon seit einigen Jahren vielen Entwicklungen und politischen Entscheidungen, die die Akteure in diesem Bereich zu Anpassungsprozessen zwingen. Wichtige Megatrends sind insbesondere die Energiewende, die Regulierung und der Demografische Wandel. Viel schwerer wiegt allerdings die Digitalisierung, da sie einen deutlich schnelleren Veränderungsprozess von den Marktteilnehmer fordert, als die übrigen Entwicklungen. Dies liegt vor allem an den bedeutenden Chancen und Risiken, die mit ihr einhergehen. So kann die Digitalisierung etablierte Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft ablösen und dafür gänzlich neue Perspektiven schaffen. Sie wirkt auf sämtliche Geschäftsbereiche. Folglich besteht auf Seiten der Marktteilnehmer auch die Angst hier den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren. Daher sind Neubewertungen von Geschäftsmodellen und die Auslotung von Entwicklungsperspektiven momentan essentiell, um den langfristigen Bestand eines Unternehmens in den energiewirtschaftlichen Teilmärkten zu sichern.

Diese Entwicklung hat PwC zum Anlass genommen, um mit Unterstützung des VKU, eine Befragung der Entscheidungsträger der VKU-Mitgliedsunternehmen durchzuführen. Hierbei wurde der Einfluss der verschiedenen Faktoren und speziell die sich daraus ergebenden strategischen Handlungsoptionen untersucht.

Entwicklungen innerhalb der Wertschöpfungsketten

Insgesamt zeigt die Studie, dass ein zunehmender Ergebnisdruck besteht. Dies gilt für alle Wertschöpfungsstufen jedoch in unterschiedlicher Intensität, also sowohl für den Bereich Erzeugung, Beschaffung und Handel, Netze als auch für den Vertrieb.

Bei dem Großteil der befragten Unternehmen handelt es sich um integrierte Energieversorger. Für sie liegt die strategische Perspektive darin, die Wertschöpfungstiefen und -breiten entsprechend anzupassen. Dies kann sogar zur vollständigen Aufgabe eines Geschäftsfeldes führen. Dafür bestehen allerdings dank der vorhandenen Entwicklungen auch Möglichkeiten neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dennoch soll aber überwiegend der fokussierte Kernbereich, wie bisher, auf den Wertschöpfungsstufen Netz und Vertrieb liegen. Diese werden weiterhin als zentrale Erfolgsfaktoren gesehen, auch unter Einfluss durch die bestehenden Neuerungen. Das hat Veränderungen im aktuell vorhandenen Leistungsangebot zur Folge. Fast die Hälfte der Befragten sieht die Fokussierung auf Infrastrukturdienstleistungen dabei als eine strategische Handlungsoption an. Fast ebenso viele sehen ihre Zukunft als (digitaler) Serviceprovider, d. h. einem steigenden Dienstleistungsanteil. Ansonsten wird auch die vermehrte Wahrnehmung kommunaler Aufgaben als Lösung angesehen.

Zentrales Thema Netze und Vertrieb

Im Bereich der Netze wird mit sinkenden Ergebnisbeiträgen gerechnet. Dies liegt insbesondere an der anhaltenden Niedrigzinsphase, die auf die kalkulatorischen Eigenkapitalzinsen wirkt. Hinzu kommt der Investitionsbedarf, welcher aufgrund der Energiewende und durch den Um- und Ausbau der Netzinfrastruktur besteht. Hinzu kommt noch die zunehmende Kopplung der Sektoren Energie, Wärme und Verkehr sowie der steigende Regulierungsdruck, der wiederum einen Preisanstieg der Netzentgelte verhindern wird. Den sinkenden Ergebniserwartungen im Netz wollen die Befragten durch die Ausweitung der Wertschöpfung begegnen, indem sie den Bereich Netze mit den Bereichen Speicher, Elektromobilität oder Telekommunikation koppeln. Alternativ erscheint vielen auch eine vertikale Integration sinnvoll durch beispielsweise ein kommunal- und vergaberechtskonformes Insourcing von Leistungen.

Für den Bereich Vertrieb erwarten die Befragten mit erheblichem Ergebnisdruck aufgrund steigenden Wettbewerbs. Wettbewerbsimpulse kommen hierbei aus der eigenen Branche, aber auch der Eintritt neuer Wettbewerber vor allem von digitalen Playern oder der Telekommunikationsindustrie wird erwartet. Daneben könnte die Wohnungswirtschaft zu einer deutlichen Wettbewerbsverschärfung beitragen genauso wie die zunehmende Energieautarkie der Endkunden.

Mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass sie die Wertschöpfung in diesem Bereich reduzieren werden, teilweise droht sogar der Rückzug aus dem Energievertrieb. Da die Differenzierung zwischen den Commodity-Produkten Strom und Gas schwerfällt, arbeiten mehr als drei Viertel der Befragten bereits an Lösungen, die einen Leistungsunterschied erlebbar machen. Damit soll ein neues Denken in den Geschäftssparten und Wertschöpfungsstufen angeregt werden.

Zukünftige Ideen und Risiken für Stadtwerke

Um den zukünftigen Entwicklungen zu begegnen werden Kooperationen als Schlüssel zum Erfolg angesehen. Potentielle Kooperationspartner werden dann jedoch nicht zwangsläufig solche der Energiebranche sein, sondern auch Unternehmen aus der Technologie-, Wohnungs-, Telekommunikations-, Verkehrs- oder Automobilwirtschaft. Speziell die komplementären Partner sollen die Impulse geben, die die bestmögliche Reaktion auf die genannten Megatrends gewährleisten.

Risikobehaftet ist der Vorstoß in neue Geschäftsbereiche dennoch: Die momentane Entwicklung wurde vom Gesetzgeber so teilweise noch nicht gesehen und deshalb sind insbesondere im Gemeinderecht noch Hürden vorhanden, die eine Entwicklungsperspektive der Energiewirtschaft be- bzw. verhindern.

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