New Pay – alter Wein in neuen Schläuchen

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07. Februar 2020
Personal
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HR-Experte Eckhard Eyer hat sich kritisch mit dem Thema New Pay auseinandergesetzt und erklärt, was Personaler hierbei wissen sollten, um das System für beide Seiten attraktiv zu gestalten.

Eckhard Eyer

Geschäftsführender Gesellschafter | PERSPEKTIVE EYER CONSULTING

Zum Profil

Der Arbeitsmarkt im Wandel

Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht – aus dem Arbeitgebermarkt wurde in den letzten Jahren ein Arbeitnehmermarkt. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken, wenn die sogenannten geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Um Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden ist deshalb neben einer planbaren Arbeitszeit, der guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie, dem Homeoffice, einem guten Betriebsklima auch die Bezahlung der Mitarbeiter nicht zu unterschätzen. Unter dem Schlagwort New Pay werden deshalb den Mitarbeitern eine Vielzahl neuer Zusatzbausteine angeboten und so getan, als wäre es etwas Neues, Innovatives. Dabei folgt dieses Verhalten der Personalabteilungen einem alten Ritual.

Personalarbeit in Zeiten des Arbeitgeber- und Arbeitnehmermarktes

Die Personalarbeit in Zeiten des Arbeitgebermarktes ist bezüglich der Bezahlung relativ einfach. Mitarbeiter erhalten für ihre Arbeit ein ihrer Tätigkeit entsprechendes standardisiertes monatliches Entgelt. Punkt. Wer zu diesen Bedingungen arbeiten will ist herzlich willkommen. Verändert sich der Arbeitsmarkt und wird zum Arbeitnehmermarkt stehen plötzlich die Bedürfnisse und Wünsche der Arbeitnehmer stärker im Mittelpunkt. Bei der Arbeitszeit, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie bei der Vergütung wird stärker vom Mitarbeiter und seinen Interessen ausgehend gedacht und gehandelt. Dann wird bei der Vergütung nicht selten von New Pay gesprochen. Zusatzbausteine im New Pay sind häufig auch betriebliche Sozialleistungen wie zum Beispiel:

Die Übernahme der Kosten der Kinderbetreuung,

Freizeiten für Mitarbeiterkinder während der Ferien, damit die Eltern ungestört arbeiten können

Der Dienstwagen zur privaten Nutzung

Warengutscheine (Benzingutscheine) und

Eine günstige Versicherung als Gruppenversicherung, vermittelt durch den Arbeitgeber.

New Pay – auf die Verpackung kommt es an

Beim Thema New Pay ist zu bedenken, dass kein Unternehmen einen Goldesel im Keller hat, das heißt, die Gehälter nicht in den Himmel wachsen können. Deshalb ist im ersten Schritt die Mittelherkunft zu klären. Entscheiden Sie also was Ihrem Unternehmen die Tätigkeit, die Mitarbeiter ausführen, wert ist und was dafür unter betriebswirtschaftlichen Aspekten gezahlt werden kann. Hier kann ein betriebliches Entgeltsystem oder ein Tarifvertrag Orientierung geben. Im zweiten Schritt ist die Mittelverwendung zu klären, also wie das Geld an die Mitarbeiter ausgezahlt wird, wieviel auf das Konto überwiesen wird und wieviel für die private Nutzung des Dienstwagens, die private Altersversorgung etc. verwendet werden. Hier setzt das Schlagwort New Pay – oder in der weniger blumigen Fachsprache Cafeteria-System genannt – an. In der Cafeteria kann jeder Mitarbeiter sein Menü nach seinen individuellen Präferenzen im Rahmen seines Verdienstes beziehungsweise aufgrund seines Budgets zusammenstellen.

Die Idee hinter New Pay

Hinter dem New Pay stehen vor allem zwei Prinzipien, die das System attraktiv machen.

Arbeitgeber und Arbeitnehmer machen ein Geschäft zu Lasten eines Dritten, das heißt sie nutzen die Möglichkeiten den Mitarbeitern gewisse Zusatzleistungen, die sie wertschätzen, steuer- und sozialversicherungsfrei zukommen zu lassen. Sozusagen mehr Netto vom Brutto.

Die Nachfragemacht eines Arbeitgebers führt beim Einkauf von Waren oder Dienstleistungen zu günstigeren Preisen als sie der Arbeitnehmer am Markt erzielen kann, zu denken ist hier zum Beispiel an Dienstwagen oder Versicherungen.

Wenn man auf die Geschichte der Vergütung in Deutschland zurückschaut erkennt man, dass New Pay alter Wein in neuen Schläuchen ist. Immer, wenn der Arbeitsmarkt ein Arbeitnehmermarkt wird, haben betriebliche Zusatzleistungen und Cafeteria-Systeme Konjunktur. In den 1970er Jahren stand das Unternehmen Hewlett-Packard (hp) in Böblingen sprichwörtlich für das, was wir heute New Pay nennen. Das Cafeteria-System und die Zusatzleistungen von hp waren in der Fachwelt beispielhaft und Vorlesungsstoff an den Lehrstühlen für Personalwirtschaft.

Der Mitarbeiter im Mittelpunkt

Zusammenfassend lässt sich New Pay als eine Reaktion der Unternehmen und Personalabteilungen auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt und die Verknappung von Fachkräften bezeichnen. Die Wertschätzung der Mitarbeiter für einzelne Leistungen des Arbeitgebers ist die Basis für das Angebot des Arbeitgebers. Die Zusammenstellung des individuellen Menüs in der Cafeteria ist nicht zuletzt abhängig von der Lebensphase und Lebenssituation der Mitarbeiter und damit auch der Veränderung unterworfen. Maßstab für die Summe aus Gehalt und Zusatzleistungen der Mitarbeiter ist und bleibt die Tätigkeit der Mitarbeiter und deren Ausführung. Die „neuen“ Zusatzleistungen müssen von Unternehmen und der Belegschaft in diesem Kontext gesehen und bewertet werden. Die Tatsache, dass New Pay alter Wein in neuen Schläuchen ist, ist kein Makel!

Schließlich sagt schon ein altes Volkslied vom Rhein „Der Wein muss alt und ...“

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