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Auf dem Betriebsgelände „Stöckach“ im Stuttgarter Osten soll ein innovatives und nachhaltiges Quartier entstehen. In diesem Gastbeitrag schildert Carsten Poralla, Geschäftsführer von Projektentwickler EnBW Real Estate, was den neuen Stöckach auszeichnet und warum er national und international als wichtiges Pilotprojekt für nachhaltige Quartiersentwicklung steht.
Über 20 Jahre nach Start des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ ist das Verständnis der „Quartiersentwicklung“ heute sehr viel breiter als zu Beginn der 2000er. Längst geht es darum, eine Stadt durch neue Entwicklungen bunter zu machen, durch bauliche oder partizipatorische Elemente positive Impulse zu setzen. Quartiersentwicklung ist zudem mittlerweile in ihrer Breite als attraktives Projektentwicklungsgeschäft in der Immobilienwirtschaft angekommen. Es ist ein Spielfeld von vielen Akteuren, für viele Ideen und für attraktive Investitionen in die Zukunft ganzer Stadtteile.
So entwickeln wir bei der Energie Baden-Württemberg AG mittlerweile selbst neue Quartiere, gestalten bestehende städtische Strukturen mit um und bieten zahlreiche Lösungen für Dritte zu den Themen Quartiersversorgung- und -mobilität, Smart Services, Beratung und Unterstützung. Wir bringen uns aktiv in die Gestaltung von Städten und Gemeinden mit unserem Wissen ein und begreifen Quartiersentwicklung mit all ihren Facetten für uns als neues Geschäftsfeld.
Als traditionell vom Energiegeschäft geprägtes Unternehmen gehen wir beim Thema Immobilien neue Wege. Dies ist Teil unserer Transformationsreise vom Energieversorger hin zum Gestalter nachhaltiger Umwelt, sei es die Gestaltung der Energiewende oder die Veränderung eines städtischen Umfelds. Wie dies mit der Veränderung eines ganzen Stadtteils zusammenhängt, zeigen wir seit mehr als zwei Jahren im Stuttgarter Osten. Hier liegt das ehemalige Betriebsgelände „Stöckach“, mitten in quirligen städtischen Strukturen. 2019 fand dort ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb für ein innovatives und nachhaltiges Quartier statt. Bis zu 800 Wohnungen und mindestens 60.000 Quadratmeter Wohnfläche soll „Der neue Stöckach“ bieten. Die Planung und Realisierung erfolgen in enger Partnerschaft zwischen der EnBW, der Stadt Stuttgart, der Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart und den Bürger*innen vor Ort.
„Der neue Stöckach“ ist ein Pilotprojekt mit nationaler und internationaler Vorbildfunktion für die Quartiersentwicklung, das sich dem Konzept der Nachhaltigkeit und der CO2-Neutralität verpflichtet. Wir freuen uns ausgesprochen, ein Projekt der IBA27 zu sein. Wir glauben, dass wir mit unseren eigenen Fachleuten und zusammen mit geeigneten Partner*innen ein neues Quartier entwickeln und erschaffen können, das Nachhaltigkeit in ihren sozio-kulturellen, ökologischen und ökonomischen Ausprägungen angemessen vereint. Wir nennen das die sozio-kulturelle, ökologische und ökonomische Rendite einer Quartiersentwicklung.
Uns ist sehr bewusst, dass Quartiersentwicklung eine große gesellschaftliche Verantwortung ist, gerade auch, um dem Wohnungsmangel entgegen zu wirken. Dabei sollte auch die Balance zwischen Bebauung und Stadtklima abgewogen werden. Die Schaffung des Baurechts für den Stöckach, unser eigenes Areal, steigert zwar den Wert des Grundstücks, es mehrt aber noch nicht automatisch den Wert für die Bürgerschaft und die Stadt als Ganzes.
An diesem Punkt greift der positive Wert der Transformation. Dort, wo man Menschen mit ganz unterschiedlichen fachlichen Hintergründen neu zusammenbringt, werden viele Fragen gestellt, entstehen wichtige Diskussionen und nimmt ein intelligentes, nachhaltiges und menschenzentriertes Quartier Formen an. Und genauso machen wir das bei der EnBW. Bei der Entwicklung von Quartieren und damit verbundenen Dienstleistungen arbeiten Kolleg*innen aus verschiedenen Unternehmensbereichen Hand in Hand. Vom langjährigen Immobilienprofi bis hin zu Fachleuten aus Telekommunikation, IT, Vertrieb, dem Finanzbereich und Kolleg*innen mit Erfahrungen rund um Partizipation aus Energieinfrastrukturprojekten. Für die Quartiersentwicklung bündeln wir Kräfte, die so noch nicht miteinander gearbeitet haben. Wir holen uns externe Partner*innen an Bord, um selbst Neues zu lernen und mit dem Projekt zu wachsen. Eine ganzheitliche, integrierte Perspektive auf die Komplexität eines solchen Projekts fällt so viel leichter. Der Bürgerbeteiligungsprozess ist eine Herausforderung, Umdenken ausgelöst durch neue Impulse ist auch für uns als Entwickler eine Konstante.
Das hat Auswirkungen für die Quartiersentwicklung „Der neue Stöckach“ und verleiht ihr einen über Stuttgart hinausweisenden Charakter. So steht seit Anfang des Projekts eine breite Einbeziehung der Anwohner*innen und darüber hinaus aller Stuttgarter*innen bei der Ausgestaltung des zu entwickelnden Quartiers im Vordergrund. Wir nutzen unterschiedliche Formate und führen den breiten Beteiligungsansatz auch in Pandemiezeiten mit viel Energie und unter großem Zuspruch fort. Wir wollen, dass Beiträge der Bürgerschaft am Ende im Quartier klar nachweisbar sind. Für uns ist Bürgerbeteiligung weder notwendiges, rechtlich gefordertes Beiwerk, noch ist sie ein reines Marketingvehikel für den eigenen ökonomischen Vorteil. Erst eine ernstgemeinte und zielorientierte Partizipation vieler Stakeholder als Pfeiler unserer Quartiersentwicklung in Stuttgart garantiert den langfristigen Erfolg: Für mehr ökologische Rendite und damit Nachhaltigkeit in Stuttgart, für mehr sozio-kulturelle Rendite in Form von gedeihlichem Zusammenleben und Wohlfühlen und für eine attraktive ökonomische Rendite für uns als Projektentwickler und für alle, die dort investieren.
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