Estland: Europäisches Vorbild in Sachen Digitalisierung

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06. Dezember 2018
Isabella Beyer
Ausland, Digitalisierung
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In Sachen Digitalisierung können sich alle Länder auf der Welt eine Scheibe von Estland abschneiden und zwar eine große und dicke Scheibe! Der Staat in Nordosteuropa hat mit 1,3 Millionen Einwohnern zwar weniger Bürger als die Stadt München, doch lebt man dafür dort digitaler als in jedem anderen europäischen Land. Selbst im abgeschiedenen Wald hat man WLAN, gewählt wird online und eine Steuererklärung braucht nur wenige Minuten. Wir zeigen Ihnen, was es mit diesem digitalen Wunderland auf sich hat.

Estland: Digital by default

Estland war für eine geraume Zeit ein Teil der Sowjetunion. Als diese zerbrach, standen die Esten vor einer schweren Aufgabe: Ihr Land eigenständig aufzubauen, obwohl wenig Mittel und Kräfte zur Verfügung standen. Daher entschied sich das baltische Land dazu, auf die Digitalisierung zu setzen. Und das mit großem Erfolg! Die Strategie führte dazu, dass das kleine, eher unbekannte Land mittlerweile überall Aufsehen erregt und von zahlreichen Politikern aus der ganzen Welt besucht wird, um von den Vorreitern zu lernen. Wer den e-estonia Showroom bei seinem Talinn-Aufenthalt verpasst, der hat Estland nie richtig besucht, heißt es sogar mittlerweile.

Digitalisierung in Estland: Was macht e-estonia so besonders?

Die Esten nennen ihr Land liebevoll e-estonia. Denn hier ist alles elektronisch und digital. Schauen wir uns einmal genau an, was in Estland bereits schon möglich ist, wovon andere Europäer nicht einmal zu träumen wagen:

WLAN-Abdeckung

In der Bahn, auf dem Land oder bei einem Waldspaziergang sucht man in Deutschland oft vergeblich Internetempfang. In Estland ist die WLAN-Abdeckung hingegen zu 99 Prozent vorhanden. Selbst am Strand oder in einem Wald können Sie ohne Probleme im Internet surfen. Die Esten haben zudem freien Netzzugang in ihrem Grundrecht verankert.

e-Government: Behördengänge in Estland

Wie oft saßen Sie schon in Wartesälen von Ämtern und haben sich gewünscht, dass Ihre An- und Ummeldung genauso einfach funktioniert wie das Abschließen einer Online-Versicherung? Im Digital-Wunderland Estland ist das schon lange Realität. Mehr als 99 Prozent der 2.400 Amtsvorgänge sind online nutzbar. Nur für eine Eheschließung, Scheidung oder einen Immobilienkauf müssen Esten ihr Zuhause verlassen.

Steuererklärung & Firmengründung

Beide Vorgänge können in Deutschland die letzten Nerven kosten und dauern etliche Stunden oder bei der Firmengründung sogar einige Monate. Die Esten benötigen für Ihre Steuererklärung gerade einmal zwei bis drei Minuten. Für eine Gründung benötigt man circa 15 Minuten. Kein Wunder also, dass kein europäisches Land pro Kopf so viele Startups hat wie Estland.

e-Residency

Und es könnte bald mehr neue Startups in Estland geben. Denn das baltische Land bietet sich selbst als eine Plattform an à la Country As A Service. Jeder kann also zum Esten werden! Dazu müssen Sie die elektronische Bürgerschaft beantragen und Ihre ID nach etwa acht Wochen in der estnischen Botschaft Ihres Heimatlandes abholen. Damit haben Sie zwar nicht das Recht, in Estland zu leben oder zu wählen. Sie genießen aber die Vorteile der digitalen Vorgänge und der EU-Richtlinien. Die wöchentlichen Antragstellungen für diese elektronische Bürgerschaft hat bereits die wöchentliche Geburtenrate Estlands übertroffen. Und gerade der Brexit macht die e-Residency für Gründer und Unternehmer noch attraktiver. Anfang 2018 hatten bereits 4.000 neue Unternehmen von der e-Residency Gebrauch gemacht. Wir sind gespannt, wie das im nächsten Jahr aussehen wird. Estland selbst plant bis 2025 zehn Millionen neue e-Residents.

Wahlen

Seit 2005 können Esten auch online wählen. 2015 haben diese Möglichkeit bereits 30 Prozent der Bürger genutzt. Auch wenn andere Länder und Experten vor den Sicherheitslücken dieser Art zu wählen warnen.

Digitale Krankenakte

In Deutschland schon lange diskutiert, in Estland längst Realität: Die digitale Krankenakte, die alle Informationen zu Behandlungen, Diagnosen und Medikamenten von der Geburt bis zum Tod enthält. Auch Rezepte für die Apotheke werden digital übermittelt und Termine beim Arzt selbstverständlich online vereinbart.

Digitale Bildung

Auch Schulnoten und Hausaufgaben können in Estland digital eingesehen werden. Der Unterricht wird außerdem technisch unterstützt, sodass Kinder schon von klein auf den Umgang mit der Digitalisierung erlernen. So wird ab der zweiten Klasse mit Hilfe des Beebots gerechnet, in der dritten Klasse ein Lego-Roboter gebaut und ab der vierten Klasse das Thema Sicherheit im Internet beleuchtet.

Eine eigene Kryptowährung

Auch wenn noch nicht ganz feststeht, ob es den Estcoin wirklich geben wird. So beweist der Umstand, dass sich Estland mit Kryptowährungen beschäftigt, dass die Balten nicht an ihrem jetzigen Erfolg stehen bleiben, sondern auch immer weiter optimieren möchten.

Elektronische ID als Schlüssel zum digitalen Erfolg in Estland

Alle digitalen Services sind in Estland dank einer zentralen Datenbank möglich, die auf einer Blockchain basiert. Das bedeutet, dass alle Daten auf einer einzigen Datenbank gespeichert werden, auf die alle Bürger und Unternehmen zugreifen können. Ämter sind angehalten, den Bürgern niemals zweimal dieselbe Frage zu stellen. X-Road heißt das System dahinter, welches einen sicheren und verschlüsselten Datentransfer garantiert. Wird ein Zugriff ohne Erlaubnis vorgenommen, können die Bürger das in der Datenbank einsehen und die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen.

Außerdem ist die elektronische ID Estlands ein weiterer Schlüssel zum digitalen Erfolg. Diese Karte ist Personalausweis, Führerschein, Versicherungskarte, Bibliotheksausweis und Bonuskarte im Supermarkt in einem. Überall können sich die Bürger dank dieser Karte ausweisen und digitale Dienste nutzen. Und genau diese Karte ermöglicht es auch allen e-Bürgern, die estnischen Dienste zu nutzen, ohne sich im Land aufzuhalten.

Das dezentrale System Estlands, X-Road, ist Garant des digitalen Erfolges.

Und was ist mit dem Datenschutz im digitalen Estland?

Diese Frage bekommen Esten gerade von Deutschen sehr oft gestellt. Aber in dem Land an der Ostsee hat man Vertrauen in die eigenen Dienste und die Sicherheit der Daten: Jeder Bürger kann jederzeit sehen und prüfen, welche Daten aufbewahrt werden und wer zu welchem Zweck wann darauf zugegriffen hat und der Bürger kann im Zweifelsfall eine Erklärung verlangen, warum auf die Daten zugegriffen wurde.

Natürlich haben Deutschland und andere europäische Länder andere Bedingungen und können nicht alle Vorgehensweisen Estlands kopieren. Schließlich ist das Land so klein, dass sich alle Akteure kennen. Dennoch lässt sich viel von den Esten lernen.

Autorin Isabella Beyer von Management Circle
Über die Autorin

Isabella Beyer

Isabella Beyer ist Content Marketing Managerin bei Management Circle. Mit ihrer Leidenschaft für kreatives Schreiben ist sie für die Erstellung von hochwertigem Content in Text- und Videoform zuständig und hat bereits zahlreiche Marketingkampagnen erfolgreich umgesetzt.

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