Emissionen im Zeitverlauf: Sind erneuerbare Energien wirkungslos?

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Weiterbildungsprogramm für Führung & Management

12. April 2017
Claudia Blum
Energie & EVU
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In Deutschland kommen mittlerweile (Stand Dezember 2019) fast 43 Prozent des Stromverbrauchs aus Erneuerbaren Energien. In Wind und Solarkraft wurde und wird viel Geld investiert, besonders die Politik treibt diese Entwicklung an, was sich in der positiven Entwicklung dieser Zahl äußert. Eigentlich sollen mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien die Emissionen aus Treibhausgasen gesenkt werden: Bis 2020 um 40 Prozent, bis zum Jahr 2050 sogar um bis zu 95 Prozent. Doch derzeit beobachten wir ein Paradoxon. Denn, nachdem die Emissionen zwischen 2007 und 2009 stark fielen, stagnieren sie seitdem wieder. Besonders die CO2-Emissionen waren 2014 und 2015 sogar auf einem höheren Wert als noch 2009. Offensichtlich kann also der Ausbau der erneuerbaren Energien derzeit nicht für eine Emissionsminderung sorgen.

Sind Emissionen heute geringer als früher?

Nach Daten des Umweltbundesamtes ist es tatsächlich so, dass die Stromerzeugung heute deutlich weniger Emissionen verursacht als im Jahr 1990, dem Basisjahr für die Klimaschutzziele.

Im Jahr 1990 waren es noch 366 Millionen Tonnen,

2007 waren es 351.

2015 waren nur noch 312.

Allerdings waren es 2009 sogar nur 301 Millionen Tonnen – und seitdem ist in absoluten Zahlen der Ausstoß wieder gestiegen, obwohl der Emissionsfaktor je Kilowattstunde gesunken ist. Nach Berechnungen der Agora Energiewende kann dafür kein spezifischer Wirtschaftssektor verantwortlich gemacht werden. Zwar befasst sich beispielsweise die Wirtschaftswoche damit, dass im Verkehr die Emissionen letztes Jahr sehr stark angestiegen seien.

Doch ist der Verkehrssektor damit kein Ausreißer, wenn man die Zahlen der Agora Energiewende heranzieht. Die untersuchten nämlich bis 2013 auf der Grundlage von Daten des Umweltbundesamtes die unterschiedlichen Sektoren und fanden heraus, dass sich Jahr für Jahr alle Sektoren ähnlich entwickeln. Steigen die Emissionen im Energiesektor, steigen sie auch bei den Haushalten, im Verkehr, dem Handel und in der Industrie. Die einzige wirkliche Ausnahme scheint die Landwirtschaft zu sein. Die Agora-Studie heißt entsprechend plakativ: „Das deutsche Energiewende-Paradoxon“.

Konstante Emissionen durch Erzeugungsmix

Der Grund für die konstanten Emissionen müsste demnach im Erzeugungsmix liegen – aber da heißt es ja, bislang, die erneuerbaren Energien machen einen immer größeren Anteil aus. Wenn man sich jedoch die Entwicklung der letzten 10 Jahre anschaut, wird schnell klar: Bei der Stromerzeugung wurde durch sie vor allem Kernenergie und Erdgas verdrängt, während der Anteil an Strom aus Braun- und Steinkohle seit 2008 relativ konstant geblieben ist.

Und im fünften Monitoring-Bericht zur Energiewende aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wird es noch deutlicher: Das Jahr, in dem die Bruttostromerzeugung aus Kohle am niedrigsten war, war 2009. (Interessanterweise ist die Bruttostromerzeugung seitdem wieder stark angestiegen, die Emissionen hingegen blieben konstant.) Das würde bedeuten, dass die Erzeugung durch Braun- und Steinkohlekraftwerke in Zukunft deutlich verringert werden muss, damit wir die Klimaziele für 2030 erreichen. Die Agora Energiewende führt dazu drastische Zahlen ins Feld: Um 62 Prozent müsste die Braunkohleverstromung bis 2030 sinken, die aus Steinkohle sogar um 80 Prozent. Zwar soll das neue Strommarktgesetz den Abbau von Kohlekraftwerken subventionieren, doch ob das beim Betrachten dieser Zahlen genug ist?

Sektorkopplung stärker vorantreiben?

Was nicht vergessen werden darf: Selbst wenn der Kohlestrom stark zurückgedreht wird, reden wir hier immer noch „nur“ über den Stromsektor. Der Anteil von erneuerbaren Energien am gesamten Primärenergieverbrauch in Deutschland würde dadurch nicht plötzlich riesig werden. Gerade im Verkehrssektor spielen immer noch Öl und Benzin, im Wärmesektor Öl und Erdgas eine wichtige Rolle. Beide konnten letztes Jahr Zuwächse verzeichnen, während der Verbrauch bei Kohle leicht zurückging. Insgesamt stieg der Primärenergieverbrauch 2016 übrigens im Vergleich zum Vorjahr sogar an.

Als Möglichkeit, dieses Problem anzugehen, wird derzeit die Sektorkopplung diskutiert. So soll Strom aus erneuerbaren Energien Elektroautos antreiben und in Gas umgewandelt auch im Wärmesektor aushelfen, um die fossilen Brennstoffe mit der Zeit zu ersetzen. Ob dieses Projekt jedoch realistisch ist und wie es mit der Zukunft von Energiewende und Elektromobilität aussieht, haben wir für Sie in einer Reihe von Whitepapern aufgearbeitet, die Sie bei uns kostenlos herunterladen können.

Was meinen Sie, warum fällt es Deutschland bislang so schwer, sich von der Kohle zu verabschieden?

Autorin Claudia Blum von Management Circle
Über die Autorin

Claudia Blum

Als Senior Marketing Managerin ist Claudia Blum Expertin für Content- und Direktmarketing. Die Sport- und Reisebegeisterte baute den Management Circle Blog mit auf und schreibt seit der ersten Stunde leidenschaftlich über die Themen Soft Skills, Personal und Produktion.

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