Berücksichtigung von ESG-Risiken in Versicherungen – potenzielle Zielkonflikte

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Nachhaltigkeit im Büro

18. August 2022
Nachhaltigkeit, Versicherung
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In der Vergangenheit stand die Versicherungswirtschaft nicht automatisch im Fokus der Debatten zum Klimawandel, da sie nicht mit einem großen ökologischen Fußabdruck oder hohen CO2-Emissionen in Zusammenhang gebracht wird. Spätestens seit dem Pariser Klimaabkommen oder dem Beschluss der EU-Nachhaltigkeitsziele sind Versicherungen jedoch stärker in den Mittelpunkt dieser Diskussionen gerückt. Nicht unbegründet, denn allein das Investitionsvolumen der Versicherungsindustrie in Deutschland von rund 1,8 Billionen Euro bietet großes Potenzial für ESG-konforme Investitionen.

Giso Hutschenreiter und Markus Enk vom Beratungsunternehmen BearingPoint erläutern in diesem Beitrag, warum die Berücksichtigung von ESG-Risiken in Versicherungen heute ein zentraler Trend der Branche ist und welche Herausforderungen damit verbunden sind.

Experte Giso Hutschenreiter

Giso Hutschenreiter

Partner | BearingPoint

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Experte Markus Enk

Markus Enk

Senior Manager | BearingPoint

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Klare Haltung zum nachhaltigen Agieren von Versicherungsunternehmen

Es besteht nicht nur eine hohe Erwartungshaltung an die Versicherungswirtschaft seitens der Regulierungsbehörden. Eine repräsentative Verbraucherumfrage des Beratungsunternehmens BearingPoint aus Mai 2022 hat ebenso belegt, dass Kunden eine klare Haltung zum nachhaltigen Agieren von Versicherungsunternehmen und deren Produktangeboten haben.

Kapitalanlagen, wie auch die Zeichnung von versicherungstechnischen Risiken, unterliegen grundsätzlich vermehrt ESG-Risiken. Hierbei sind aktuell zuvorderst Risiken in Betracht zu ziehen, die mit dem Klimawandel einhergehen.

Investments drohen hierbei hohe Renditeverluste oder gar Totalausfälle.

ESG-konforme Anlagemöglichkeiten vs. black-listed Investments

Im Rahmen der Zeichnungspolitik versicherungstechnischer Risiken sind ebenso anhaltende Verschlechterungen der Risikoposition zu bedenken.

Dennoch ist ein genereller Zielkonflikt sowohl bei der Kapitalanlagepolitik als auch dem Zeichnungsverhalten (oder dem Produktdesign) nicht auszuschließen: Einerseits nehmen die Auswirkungen von Klimarisiken nachweislich zu und ein ESG-konformes Verhalten wird allgemein gewünscht (auch zunehmend vom Kunden). Allgemein wird eine positive Korrelation zwischen ESG-konformer Anlagepolitik und Rendite unterstellt. Kunden sind hier aber noch durchaus skeptisch und mindestens kurzfristig versprechen Anlagen in black-listed Investments (Waffen, fossile Energieträger etc.) ggf. doch noch interessante Renditen. ESG-konforme Anlagemöglichkeiten werden im Markt zudem stark nachgefragt, welches diese tendenziell teurer machen kann.

Bessere Rendite-Performance von ESG-konformen Investitionen

Hinsichtlich der Rendite-Performance von ESG-konformen Investitionen zeichnet sich längerfristig eine Tendenz zu höheren Renditen ab. In einer Metastudie (Quelle: ESG und finanzielle Performance: Aggregierte Evidenz aus mehr als 2000 empirischen Studien), welche über 2.000 empirische Einzelstudien zusammenfasst, konnte mehrheitlich ein positiver Effekt auf die Corporate Financial Performance festgestellt werden. Es ergeben sich vielversprechende Ergebnisse bei der Differenzierung von Portfolio- und Nicht-Portfolio-Studien, Regionen und jungen ESG-Anlageklassen wie Schwellenländer, Unternehmensanleihen und grüne Immobilien. Eine weitere Metastudie (Quelle: ESG und finanzielle Performance), welche über 1.000 Einzelstudien analysierte, bestätigt diesen Zusammenhang. Demnach konnte mehrheitlich eine positive Korrelation auf die betriebliche Effizienz, Aktienperformance und niedrigeren Kapitalkosten durch ESG-konforme Investitionen festgestellt werden.

Auf Kundenseite besteht derzeit noch große Unsicherheit, wie die oben genannte Verbraucherumfrage zeigt. Demnach glaubt etwa ein Drittel, dass sich die Rendite eines nachhaltigen Versicherungsproduktes langfristig von der Rendite eines gewöhnlichen Versicherungsprodukts unterscheidet. Etwas weniger als ein Drittel vermutet Gegenteiliges. Unter denjenigen, die dies bejahten, erwarten in etwa gleich viele Verbraucher eine höhere (46%) bzw. geringere Rendite (47%).

Die Berücksichtigung von ESG-Risiken in Versicherungen ist nicht immer einfach

Gerade Klimarisiken stellen für Versicherungen im Kern ihres Geschäftsmodells eine Herausforderung dar. Kaum eine andere Branche beschäftigt sich intensiver mit Risiken und auch jüngste Schadenereignisse zeigen, dass drastisch steigende Kosten im Zuge des Klimawandels zu erwarten sind.

Neben den zunehmenden Extremwettereignissen (zum Beispiel Hitzeperioden, Überflutungen oder Stürme) müssen auch langfristige Veränderungen durch den Klimawandel (zum Beispiel Meeresspiegel- und Temperaturanstieg sowie Niederschlagshäufigkeiten und -mengen) in der Risikokalkulation der Versicherungen berücksichtigt werden. Einige Versicherungen verzichten in der Folge bereits komplett auf die Zeichnungbestimmter Risiken. Trotzdem fragt der Markt weiterhin Deckung für nicht ESG-konforme Risiken nach (zum Beispiel Kohleabbau in Australien).

Versicherungsunternehmen wollen einen Beitrag zur Umsteuerung leisten, verzichten in einer Übergangsphase womöglich aber auf lukrative Geschäftsmöglichkeiten. Die oben genannte Umfrage hat zudem gezeigt, dass der Kunde Steuerungsimpulse über die Prämienhöhe kaum akzeptieren will und auch wenig Bereitschaft zu Leistungsverzicht zeigt, wenn dadurch ESG-Ziele unterstützt würden.

Die Berücksichtigung von ESG-Risiken in Versicherungen und der Kapitalanlage ist vielfach geboten, aus geschäftspolitischer Sicht aber nicht automatisch der einfache Weg.

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ESG-Kriterien & ESG-Risiken

Die ESG-Kriterien und aktuelle Krisen haben ein Umdenken im Investment-Sektor bewirkt. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ESG-Kriterien zu berücksichtigen und abzuwägen. Dabei besteht die Herausforderung vor allem darin, Nachhaltigkeit und Ökonomie in Einklang zu bringen und ESG-Risiken abzuwägen.

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